Interview/Dagmar Helene Schlanstedt (bookshouse)

Hallo ihr Lieben,

heute habe ich eine Frau zu Gast, die eine wundervolle Fantasie hat und auch die Liebe zu Kräutern verspürt.

Hallo liebe Dagmar,
ich freue mich dich hier begrüßen zu dürfen und danke dir für die wunderbaren Teesorten, die du mir mitgebracht hast. Da ergibt sich doch dann schon meine erste Frage. Woher weißt du welche Kräuter in diesen Tee kommen, der mir gegen meine Kopfschmerzen helfen soll?
Hi liebe Beate,
ich danke Dir für die Einladung.
Schön gemütlich hast Du es hier.
Ah, den Brummnüschel-Tee meinst Du. Er enthält schmerzlindernde Heilpflanzen, wie Mutterkraut und Mädesüß -  beides bekannt als pflanzliches Aspirin;  Gänsefingerkraut – es besitzt eine wundervoll krampflösende Wirkung; Frauenmantel – er beinhaltet alle guten Eigenschaften, die der Schmerzbeseitigung dienen. Die einzelnen Mischungen bastle ich  je nach Bedürfnis zusammen.  Beigebracht hat mir das meine Großmutter, auf den Kräuterwiesen meiner Kindheit. Sie hat mir übrigens auch die Gabe des Energieheilens und Handlesens mit in die Wiege gelegt.     

Normalerweise falle ich nicht direkt mit Fragen an meine Gäste über diese her, aber das hatte mich sehr interessiert. Ich finde es toll, wenn man die Möglichkeit hat, bevor man zu Tabletten greift, erst einmal einer deiner Salben und Tee auszuprobieren kann.
Ja!  Kräuter und vor allem Unkräuter, sind ein unglaublicher Reichtum, eine nie versiegende Quelle. Trotzdem sind Tabletten für viele immer noch die erste Wahl.
    
Bevor wir weiter über dich sprechen möchte ich dir natürlich erst mal einen Kaffee anbieten und ein Stück von meinem leckeren Erdbeerkuchen.
Nimm doch bitte Platz und da ich vor Neugierde platze und meine Leser natürlich auch, werde ich dich direkt weiter mit Fragen löchern.
Oh ja,  bitte...
Wenn Du wüsstest, wann ich das Letzte gegessen habe.

Du hast mit deinem Buch „Weltenspur – Witara“ ein tolles Fantasybuch in die Buchläden gebracht. Wie skeptisch warst du in Bezug auf die Leser? Da es ein Jugendbuch ist, ist es oftmals schwer diese
Altersgruppe zum Lesen zu bringen.
Das Gefühl hatte ich bislang nicht. Die meisten heranwaschsenden Menschen sind starkem Leistungsdruck, Stress und Hektik ausgesetzt, mehr noch als Erwachsene. In Büchern können sie ihre Sehnsüchte nach Fantasy und Abendteuer ausleben, als hilfreiche Entspannung sozusagen. Tolle Gespräche in Jugendklubs, Schulen und auch in meinem Kräuterladen, beweisen mir das.   

Warum sind denn deine Protagonisten Jugendliche?
Weil sie unvoreingenommen sind und sich biegen lassen. Man kann sie spontaner, frecher, und witziger sein lassen. Bei Älteren wirkt das oftmals zu aufgesetzt. 

Durch die Leserunde bei Lovelybooks habe ich festgestellt, dass zum größten Teil auch Erwachsene dein Buch lesen. Hat dich das überrascht?
Eindeutig nein. Ich finde, in jedem von uns steckt noch ein Stück Kind.
Und ... lassen wir uns nicht alle gern verzaubern?
Auf alle Fälle. Ich tauche immer in die Bücher, die ich gerade lese ein und das finde ich schön. Und sich ein wenig der Realität zu entziehen ist etwas Wunderbares.

Wie entstand eigentlich der Name „Witara“?
Witara, als Name war Zufall. Irgendwann stand er fest.

Das Cover deines Buches ist in einem saftigen Grün gehalten, das an Wiesen und Blumen erinnern lässt. War das eines der Gründe, warum diese Farbe gewählt wurde?
Ganz bestimmt sogar. Der farbliche Fokus dieser mystischen Welt, ist eindeutig grellgrün. Der Grafikdesigner hat das goldrichtig erkannt. Ich hätte ihn küssen können, als er das Cover präsentierte. Es war ein typischer WOW-Effekt für mich.

Fantasie scheint in deinem Leben eine wichtige Rolle zu spielen. Durch deine Träume, so hab ich gelesen, entstehen oft Inspirationen, die du dann auch direkt aufs Papier bringst. War das bei Witara auch so? Hast du von dieser Welt geträumt?
Eher herbeigewünscht und das schon seit meiner Schulzeit. Des Nachts geträumt habe ich von verschiedenen Handlungssträngen. In „Witara 1“ war es  zum Beispiel die Horrorhöhle und der riesige Fisch, den ich später einäugig werden ließ.  Für „Witara 2“ habe ich mir die gläsernen Unterwasserhäuser aufgehoben. Im Traum wäre ich beinahe getaucht, um hineinzukommen.
 
In deinem Buch streiten sich zu Anfang die beiden Geschwister sehr viel. Als sie dann unterwegs waren und viele Hürden nehmen mussten, um nach Witara zu gelangen, wurde das Verhältnis der beiden anders, eine Zugehörigkeit entstand, beide waren in Notlagen füreinander da. Spielten solche Situationen auch eine Rolle für dich?
*nickt lachend* Das Geschwisterverhältnis habe ich genauso erlebt, wie ich es beschrieben habe. Mein Bruder hat unter mir gelitten, ich unter ihm. Trotzdem konnten wir nicht ohne den anderen sein. Das ist bis zum jetzigen Zeitpunkt so geblieben.
     
Wie bist du auf die etwas „seltsamen“ Namen Marka und Claudio gekommen?
*grinst“ Meine älteste Tochter heißt „Claudia“. Der älteste Sohn meines Bruders „Marko“.
Daran angelehnt.

Du liebst die Natur und hast einen Kräuterladen. Wie entstand der Gedanke, die Arbeit als Kommunikations-Technikern zu beenden und dich ganz den Kräutern zu widmen?
So schwer mir die Entscheidung gefallen ist, so logisch war sie irgendwann auch. Die Zeit war einfach reif dafür und ich habe die Gelegenheit ergriffen. Schlummerte die Liebe zur Natur doch schon immer in meiner Tiefe.
   
Welcher Traum entstand denn zuerst? Autorin zu werden oder lieber einen Kräuterladen zu eröffnen?
Eins hat ins andere gegriffen. Beides entstand unabhängig voneinander. Ich liebe es gleichermaßen.

Hast du denn als Kind auch schon solche Fantasien gehabt oder entstanden diese im Laufe der Jahre?
O Gott! *greift sich an den Kopf* Ich war die Weltbeste, im Erfinden von Horrorgeschichten. Damit versetzte ich meinen Bruder allabendlich in einen Schockzustand. Ich hätte ihm die Kindheit damit versaut, sagt er heute.

Ich habe gelesen, dass du auch Vers-Geschichten schreibst? Sind diese veröffentlicht oder schreibst du sie nur für dich?
Ja, es gibt ein gebundenes Büchlein für Familienmitglieder und nein, außer ein paar wenigen Lesungen, ist kaum etwas davon in die Öffentlichkeit vorgedrungen. 

Darf ich mal eine deiner Versgeschichten hören?
Ja gerne. Hier eine, in etwas gekürzter Form. Sie ist nicht, wie es vielleicht aussieht, auf mich bezogen.

Dagmar Helene Schlanstedt
Von der Schippe gesprungen
Es war fast punktgenau Mitternacht, ich hab` tief und fest geschlafen.
Da bin ich durch irgendwas aufgewacht. Was es war, kann ich nicht mehr sagen.
Es hat mich etwas völlig verwirrt, oder vielleicht auch nur irritiert.
Sich unsichtbar in mein Bett verirrt, mich leicht im Schlaf berührt.
Da fiel es mir ein, mein Hund konnt` s nur sein, mit seinem weichen Fell.
Prompt vergas ich die Angst, schlief gleich wieder ein, dicht gedrängt an den treuen Gesell.
Doch da war es wieder, ich spürt es genau. Es ließ mich nicht in Ruh.
Panisch schlich ich zum Fenster hin und machte es kurzerhand zu.
Da knurrte mein Hund, er merkt` es wohl auch, dass etwas hier nicht stimmt.
Sein leiser Atem, sein Lebenshauch, wie Balsam über mich rinnt.
Völlig daneben, sah ich nur noch rot, es kam einfach so über mich.
Eine übergreifende Atemnot, verbunden mit einem Stich.
Ich wollte noch fliehen, doch es gelang mir nicht, die Klammer am Hals saß zu fest.
Wie sollt ich mich dieser Schlinge entziehen und der Kühle auf meinem Gesicht?
Ich schaute zurück, auf den Arsch, der ich war. Auf ein Leben ohne Moral.
Hab` verteilt, ausgetreten, unterdrückt, ruiniert.  Weil so lief das nun mal überall.
Ich musste mich ändern, möglichst ohne Hast, hatte schließlich nur dies Leben.
Es reichte, dass ich`s einmal verpatzt. Zeit nach neuen Ufern zu streben.
Meine größte Schwäche - die Habgier nach Geld, einst meine schwerste Waffe war.
Ich fegte sie weg von der Oberfläche. Gänzlich unwichtig, stellte sie nichts mehr dar.
Und das, was einst wertvoll, jetzt erdrückend war, kam in die unterste Ecke.
Wie auf Knopfdruck räumte ich all das auf, es war untauglich für meine Zwecke.
In stiller Eintracht ging dann alles sehr schnell, vorbei war die Atemnot.
Da sah ich ein Leuchten -  es wurde hell.
Dumm gelaufen für „Gevatter Tod“.

Wow, das war wunderschön. Beängstigend und auch ein  sehr nachdenkliches Gedicht. Vielen Dank, dass du uns mit diesem schönen Vers beschenkt hast.
 
Wie muss man sich den Alltag von dir vorstellen?
Wenn ich aufwache, schweben mir bereits viele Dinge vor, die erledigt werden müssen. Schaffe ich das nicht, endet der Tag in Hektik.

Das hört sich ganz nach mir an. Ich plane alles durch und wenn ich es nicht schaffe, oha ...

Mal zurück zu deinen Kräutern:
Wie hast du dir denn das Wissen angeeignet, welche Pflanzen man mischen muss, um verschiedene Krankheiten zu behandeln?
Witzigerweise muss ich zugeben, dass wenn ein Kunde meinen Laden betritt, ich sofort weiß, welches Kraut er braucht. Die entsprechende Pflanze schwebt förmlich vor meinem inneren Auge.  Aber ich habe natürlich auch ein Phyto-Studium betrieben. Menschen zu helfen braucht mehr, als das Wissen aus dem Hausgebrauch.

Wie stehst du denn zu unserer Pharmaindustrie? Wird deiner Meinung nach zu wenig Alternativ-Medizin eingesetzt?
Wenn ich könnte, wie ich wollte – ich würde die Menschen schütteln, um sie aufzurütteln.

Du hast extra zu deinem Buch einen Tee hergestellt. Was ist denn in diesem Tee enthalten und hat er eine bestimmte Wirkung?
Für mich ist die Signatur von Pflanzenblüten, einzigartig und wunderschön. Speziell diese hier, besitzen viele ätherische Öle, die den Geschmack ausmachen, aber auch wie eine Waffe gegen Viren, Pilzen und Krankheitserreger wirken. Ich selbst bin ein großer Fan  von diesen Inhaltsstoffen. Ich habe schon Vorträge darüber gehalten.    
Wer aber kein Tee-Liebhaber sein sollte, kann die Blüten auch in ein Metallsieb geben und sie über einer Flamme verräuchern. Ein geniales Dufterlebnis - unheimlich entspannend.  

Liebe Dagmar, ich danke dir, dass du bei mir warst und mir meine Fragen so toll beantwortet hast. Ich hoffe, dass du dich bei mir wohl gefühlt hast und vielleicht irgendwann wieder kommen möchtest. Ich würde mich sehr darüber freuen und ich denke meine Leser auch.
Das werde ich gerne tun. Es hat mir viel Spaß gemacht.
... Und danke für die nette Bewirtung.

So meine Lieben, das war es für heute.
Nächste Woche habe ich wieder eine wunderbare Autorin bei mir sitzen. Sie hat vor einigen Monaten ihr Debüt bei bookshouse gefeiert und ich bin schon ziemlich neugierig auf sie. Wer es sein wird, erfahrt ihr aber noch nicht. Das wird wie immer eine Überraschung. 
Bis dahin, wünsche ich euch viele schöne und sonnige Tage.


Eure Beate 

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