Einen
wunderschönen guten Morgen Euch allen.
Es ist
wieder Sonntagmorgen und das heißt, dass ich wieder einmal einen Gast auf
meiner virtuellen Couch begrüßen darf.
Heute
heiße ich Alex Winter bei mir willkommen.
Alex hat im Februar dieses Jahres, mit seinem Krimi „Ein Gespür für
Mord“, sein Debüt bei bookshouse gestartet.
Hallo
Alex,
schön,
dass Du heute Zeit gefunden hast, bei mir hier auf meiner Couch zu sitzen und
Rede und Antwort zu stehen.
Die
Freude ist ganz auf meiner Seite, Beate. Und es sitzt sich auch sehr bequem auf
deinem virtuellen Sofa. ;-)
So,
dann würd ich sagen, fangen wir direkt mal an.
In
Deiner Vita hab ich gelesen, dass Du schon unheimlich viel herumgekommen bist.
Hast Du das aus beruflichen Gründen getan oder weil Du gerne unterwegs bist, um
andere Kulturen kennenzulernen?
Das
Zweite. Zwar bin ich unterwegs hier und da auch in Jobs gerutscht, dies aber
immer ohne es zu planen – was sie vermutlich jeweils auch so spannend gemacht
hat. An meine allererste Reise erinnere ich mich allerdings mit ziemlich
gemischten Gefühlen. Ich kam krank in Australien an, dann, kaum einer Woche
unterwegs, krachte ein großer Eukalyptusbaum der länge nach über das eben
gekaufte Auto und ich konnte gerade noch zur Seite springen. Etwa in dem Stil
ging es dann ein Jahr weiter. Wieder Zuhause, schwor ich mir, nie mehr down
under! Ein Woche später bekam ich die Reise-Dias – und auch gleich wieder
feuchte Augen. Ein knappes Jahr später war ich schon wieder für 14 Monate in
Australien und der Südsee unterwegs. Da hat mich das Reise-Virus endgültig
erwischt …
Australien
war bisher in jedem Deiner Romane vertreten. Warum hast Du Dich ausgerechnet
bei Deiner Krimireihe auf Australien konzentriert?
Down
under übte schon als Kind eine große Faszination auf mich aus. Ich verschlang
alles, was es darüber zu lesen gab. Warum? Vermutlich weil Australien früher
noch so weit weg war, seine Flora und Fauna so exotisch. Unter den Büchern, die
ich damals las, waren natürlich auch die Australienkrimis von Arthur W. Upfield,
die zwischen 1929 und 1966 entstanden und Klassiker der Australischen Kriminal-Literatur
sind. Upfield war fasziniert von der australischen Natur und den Menschen im
Outback, und er verstand es meisterlich, dies in seine Romane einzubinden. Danach
gab es nie mehr etwas Vergleichbares im Australienkrimi. Und da ich nun mal Krimis
mag und der unberührten, wilden Natur Australiens, seiner Weite, Einsamkeit und
Ruhe verfallen bin, was lag näher als Australienromane zu schreiben …?
Deine
Werke sind ja schon 2005 beim Knaur Verlag veröffentlicht worden. Warum wurde
jetzt diese Buchreihe neu bei bookshouse verlegt?
In der
Zeit, als die ersten drei Bände bei Knaur erschienen,
ließ das Leserinteresse für Australienkrimis gerade stark nach, dafür standen z.B. Krimis aus dem Norden ganz hoch im Kurs. Der Verlag diskutierte lange darüber, ob die Reihe trotzdem weitergeführt werden sollte, denn sowohl die Leser als auch die Pressestimmen waren sehr gut. Letztendlich siegten aber die wirtschaftlichen Interessen.
ließ das Leserinteresse für Australienkrimis gerade stark nach, dafür standen z.B. Krimis aus dem Norden ganz hoch im Kurs. Der Verlag diskutierte lange darüber, ob die Reihe trotzdem weitergeführt werden sollte, denn sowohl die Leser als auch die Pressestimmen waren sehr gut. Letztendlich siegten aber die wirtschaftlichen Interessen.
Das war
ziemlich frustrierend, und es brachte mich auch in eine Zwickmühle. Sollte ich eins
meiner anderen Projekte in Angriff nehmen oder der Bitte meiner Leser
nachgeben, die Reihe weiterzuführen, auch wenn ich wusste wie schwer es werden
würde, nach Knaur einen anderen Verlag dafür zu finden.
Die
Antwort war eine 1 ½ jährige Reise, in der ich unter anderem für die weiteren
Daryl Simmons-Krimis und einen historischen Australien-Roman recherchierte.
Nach meiner Rückkehr schrieb ich den 4. Simmons-Band, außerdem hatte ich das
große Glück, mit bookshouse auf einen tollen, innovativen Verlag zu stoßen, der
an den Erfolg meiner Reihe glaubt - und bisher damit auch recht behalten hat. (Anmerkung:
„Ein Gespür für Mord“ rangierte nach Veröffentlichung bei bookshouse 4 Wochen
in den Amazon Top-100, bei den Krimis und Thrillern in den Top-20)
Wow,
super! Das freut mich für Dich J
Hast
Du denn auch schon andere Projekte, an denen Du arbeitest?
Im
Augenblick haben Daryl Simmons und ich gerade alle Hände voll mit seinem 5.
Fall zu tun. Daneben überarbeite und erweitere ich zusammen mit bookshouse die
Bände 2-4, die noch im Laufe diesen Jahres erscheinen werden. Außerdem wird im
Herbst von mir noch ein Action-Thriller bei bookshouse veröffentlicht, der in
der Schweiz, Deutschland und England, vor allem aber – wie könnte es anders
sein – in Australien handelt.
Wie
muß man sich denn Deinen Arbeitsalltag als Autor vorstellen? Hast Du bestimmte
Rituale?
Ich
schreibe ausschließlich tagsüber, mit Blick zwischen meinen geliebten exotischen
Pflanzen auf Viehweide und Pferdekoppel. Zu meiner Linken: Ein Thermoskrug mit
Grüntee, zur Rechten der obligate Stapel Notizen und Bücher, die mindestens
einmal pro Tag vor der Schwerkraft kapitulieren. Im Hintergrund läuft, je nach
Stimmung, ganz unterschiedliche Musik. Zwischendurch gibt’s auch mal einen
Standortwechsel aufs Sofa im Wohnzimmer, an den Esstisch, oder raus auf die
Terrasse. Auf Letzteres freu ich mich schon seit Wochen wie ein Kookaburra auf
ein unbewachtes Hammelkotelett in der Pfanne.
Ich
habe jetzt schon von einigen Autoren gehört, dass sie von bestimmten Szenen
oder Inhalten ihres Buches vorher geträumt haben. War das bei Dir auch der Fall
oder machst Du Dir grundlegend vorher Gedanken darüber, über was Du schreiben möchtest.
Bei mir ist
das so: Habe ich eine Idee zu einem Buch – das kann wie bei der Simmons-Reihe
eine ausgefallene Mordmethode, ein ungelöstes Geheimnis der australischen
Geschichte oder sonst etwas sein – entwickle ich drum herum die Geschichte. Anschließend
erstelle ich ein Exposé der Story, von dem ich aber mitunter auch abweiche,
sowie Steckbriefe aller Roman-Figuren. Ergeben sich nun im Laufe des Schreibens
Probleme, konzentriere ich mich auf diese, wenn ich zu Bett gehe. Im Schlaf /
Halbschlaf lösen sich diese Probleme dann wie von selbst und die einzelnen
Teile fügen sich wie in einem Puzzle zusammen.
Da
Du ja schon viele Länder bereist hast, kam Dir nie der Gedanke mal ein Buch
über Deine Erlebnisse und Erfahrungen bei Deinen Reisen zu schreiben?
Ganz
ehrlich? Nein. Nicht, dass es keine Geschichten zu erzählen gäbe. Aber wenn ich
reise, tue ich das für mich. Ich finde, Reisen ist etwas ganz persönliches und
intimes. Ich kann zwar jemandem davon erzählen, im Fotos oder Videoaufnahmen
zeigen, aber letztendlich ist das nur ein kleiner Teil des Ganzen. Natürlich
erzähle ich auch mitunter von meinen Erlebnissen und Erfahrungen, wenn mich
jemand danach fragt. Aber im Großen und Ganzen sind sie mein ganz privater
Schatz.
Könntest Du Dir vorstellen, ein
Buch in einem kompletten anderen Genre zu schreiben, beispielsweise ein
Kinderbuch?
Ja.
Ich habe bereits mit einem historischen Australienroman begonnen, der aber nun erst
einmal wieder in die Schublade gewandert ist – Daryl Simmons hat Vorrang. Auch
Kreisen die Gedanken schon lange um einen Endzeitthriller.
Was
ich sicher nie schreiben könnte, sind Liebesromane oder Kinderbücher. Nichts
gegen diese Genres – aber die liegen mir einfach nicht.
Welche
Bücher liest Du denn gerne? Gibt es einen Lieblingsautor?
Ich mag
Krimis und Thriller, daneben aber auch Bücher über Bushfood, Reisen, ferne
Länder oder Fachliteratur über Forensik, Gesicht- und Gefühlserkennung.
Lieblingsautoren gibt es einige. Arthur W. Upfield gehört auf jeden Fall dazu.
Welches
Land würdest Du denn gerne mal bereisen in naher oder ferner Zukunft?
Island!
Obwohl ich ein Kind der Sonne bin und es mir nicht heiß genug sein kann, bin
ich fasziniert von der urtümlichen, wildherben Schönheit dieser Insel. Der
Traum soll übrigens nächstes, spätestens übernächstes Jahr in Erfüllung gehen.
Im Moment baue ich gerade meinen Landcruiser um, damit er auch einer längeren
Reise in kühlere Gefilde gewachsen ist.
Beschreibe
Dich bitte mit 5 Wörtern?
Nächste
Frage, bitte …
Gute Antwort ;)
Sag,
unseren Lesern und mir, warum man Dein Buch lesen sollte.
Man
soll nicht, man darf. Wer Australien mag oder kennt, wird, was Land und Leute
angeht, bestimmt voll auf seine Kosten kommen. Und wer down under nicht kennt,
nun, der erfährt einiges über das Outback und über die Aborigines. Die Reihe
hat ja einen starken Ethno-Touch. Das alles verpackt in, wie ich hoffe,
spannende und auf jeden Fall ungewöhnliche Mordfälle.
Wie
ist der Protagonist „Daryl Simmons“ entstanden?
Für
mich war von Anfang an klar, dass dies keine gewöhnlich Krimi-Reihe werden würde.
Ich wollte das, was ich an Australien liebe und was mich an diesem Kontinent so
fasziniert, mit in die Geschichten einbringen. Die Fälle sollten daher vor
allem im Outback spielen, die australischen Ureinwohner, deren Kultur ich sehr
bewundere, einen festen Platz darin haben und der Protagonist eine besondere
Persönlichkeit sein, die im Outback aufgewachsen und mit den Aborigines
vertraut ist. Gleichzeitig sollte er, wie jeder von uns, seine Stärken und
Schwächen haben. Damit war der Grundstein gelegt. Daryl, als einziger weißer
Junge in einer Aborigine Community aufgewachsen, wo seine Eltern Tankstelle und
Store führten, wird von einem Aborigine-Lehrmeister, Ungjeeburra, unter seine
Fittiche genommen und absolviert heimlich die Initiationsriten des
Pintubi-Stammes. Fortan schlagen in Daryl zwei Herzen, was ihm hilft ganz
anders an seine Fälle zu gehen, als gewöhnliche Polizisten.
Dass
Daryl letztendlich auch manchen Charakterzug von mir „geerbt“ hat, war allerdings
nie beabsichtig, es hat sich einfach so ergeben. Es erleichtert mir aber heute
enorm, mich – egal in welcher Situation – in ihn hineinzufühlen.
Wer
inspiriert Dich denn bei Schreibblockaden? Man hört diese Frage ja ziemlich
oft, aber gibt es wirklich Blockaden bei dem der Autor, oder besser gesagt Du
in diesem Fall, überhaupt nicht weiter weiß? Ich persönlich kann es mir
unheimlich schlecht vorstellen.
Das
kann ich nicht beantworten, ich hatte noch nie eine – und wenn ich ehrlich bin,
glaube ich auch nicht, dass es das wirklich gibt. Die Gründe, dass man beim Schreiben
nicht weiterkommt, liegen meiner Meinung nach entweder darin, dass man
abgelenkt ist, sei das durch Sorgen, Stress oder dergleichen, dass man mit
seiner Geschichte nicht zufrieden ist, entweder, weil man sie nicht gut genug
durchdacht hat oder man nicht den richtigen Zeitpunkt zum Schreiben erwischt
hat. Für mich habe ich beispielsweise herausgefunden, dass es absolut keinen
Sinn macht, mich abends oder nachts ans Laptop zu setzen. Auch muss ich meine
Geschichten zunächst als komplettes Exposé, also von Anfang bis zum Ende,
aufgeschrieben haben, sonst komme ich nicht voran.
So,
jetzt zum Schluss noch eine eher persönliche Frage von mir. Welchen Grund
kannst Du mir sagen, warum man ausgerechnet mal nach Australien reisen sollte?
Da könnte
ich dir natürlich nur eine ganz subjektive Antwort geben – und das möchte ich
nicht. Nur soviel: Australien ist enorm abwechslungsreich. Ob Städtejunkies,
Naturliebhaber, Sportverrückte, Abenteurer, Kulturbegeisterte, Tierfreunde,
Botanikfans, Badeenten, 4x4-Entusiasten …: Jeder findet in down under sein
Glück.
Ich
hatte es schon immer mal vor, aber wie das so im Leben ist, es kommt immer
etwas dazwischen. Ich liebe dieses Land und meine Tochter wollte, wenn sie
erwachsen ist, dort wohnen und Schafe züchten. J
Sag
Bescheid, wenn sie ihren Traum wahrgemacht hat. Ich komme gerne und helfe mit.
Aber ich muss sie warnen; ich lieeebe Lammkoteletts …
Nein,
im Ernst: Ich sage immer, das Leben ist eine Reise, die mit der Gewissheit
enden sollte, dass man sie genossen hat. Also, warte nicht, bis es zu spät ist.
Wenn du nach down under reisen möchtest, dann findet sich auch ein Weg.
Vielen
lieben Dank Alex, das ich Dich heute zu Besuch auf meiner virtuellen Couch
hatte und Du mir fleißig geantwortet hast. Ich wünsche Dir alles Gute und dass Du vielleicht mal zu einem
Bestsellerautor wirst. Aber am meisten wünsche ich Dir Gesundheit. Es hat mir
Spaß gemacht, mit Dir dieses Gespräch zu führen.
Die
Freude war ganz auf meiner Seite, liebe Beate. Und: das mit dem Bestsellerautor
wäre natürlich toll, aber gesund und glücklich zu sein, stelle ich allemal
vorne an. Ich wünsche Dir, privat wie beruflich, alles Gute. Weiterhin viel
erfolg mit deinen Interviews und
Rezensionen, in die ich übrigens immer wieder gerne reinschaue.
Wer noch mehr über Alex Winter wissen möchte,
kann dies mit den unten angegeben Links machen.
Zurzeit
läuft auf ebay bis zum 19. März 2013 um 17.09 Uhr, auch eine Versteigerung zugunsten
der Kinderschutz O.A.S.E.
Mehr dazu findet Ihr hier.
Im
April erscheint auch der 2. Fall von „Daryl Simmons“.
Um mehr
darüber zu erfahren müsst Ihr einfach hier
klicken.
Ich bedanke mich bei allen Lesern, die mit großem Interesse, dass Interview mit Alex Winter, gelesen haben.
Ich hoffe, dass es Euch genauso viel Freude bereitet hat, wie mir.
Ich wünsche Euch allen noch einen verschneiten, schönen Sonntag.
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