Hallo ihr Lieben,
heute habe ich einen ganz besonderen Gast bei mir
auf der Couch. Alexandra Stefanie Höll hat sich die Zeit genommen, um mir
einige Fragen zu beantworten.
Hallo liebe Alexandra,
ich freue mich, dass du heute hier bist und mit
mir zusammen Kaffee trinkst.
Wie immer gibt es auch etwas Leckeres dazu. Ich
hoffe, du magst meinen selbst gebackenen Pfirsichkuchen.
Deiner Einladung aufs „Interview-Sofa“ bin ich
gerne gefolgt – nicht nur wegen Deines leckeren Pfirsichkuchens ;O). Ich freue
mich sehr, heute ein wenig mit Dir plaudern zu können.
Gut, dann lass uns mal anfangen. Die Welt da
draußen wartet auf deine Antworten.
Das
erste, das mir erschien, als ich sah, dass du Dipl. Finanzwirtin bist, war so
ein großes Fragezeichen über meinem Kopf.
Ich
hab mir Gedanken darüber gemacht, denn die Finanzverwaltung ist ja als ein
wirklich „trockener“ Berufszweig
bekannt. Wie schaffst du es dann so
tolle und emotionale Romane zu
schreiben?
Ist
das ein Ausgleich zu deinem Hauptberuf?
Zur Ehrenrettung dieses Berufszweigs muss ich an
dieser Stelle anmerken, dass ein Job in der Finanzverwaltung nicht wirklich so
staubtrocken ist, wie man immer vermutet. Je nach Bereich, hat man mit den
unterschiedlichsten Menschen zu tun. Und es gibt viele kniffelige Aufgaben zu
lösen - manchmal mehr als uns lieb ist. Bisher ist mir auf unseren endlos
langen Behördenfluren auch noch kein emotionsfreier Roboter aufgefallen ...
*lach*
Trotzdem hast du natürlich recht. Es treffen da
schon zwei völlig verschiedene Welten aufeinander. Im Umgang mit dem
Steuerrecht kommt es beim Formulieren eines Satzes akribisch auf jedes Wort an.
Beim Schreiben von Romane dagegen, kann ich wild drauf los tippen. Das ist
natürlich ein toller Ausgleich.
Wie
ich mitbekommen habe, hast du vor „Wie weit du auch gehst …“, noch einige
weitere „Romantic Thrill“ Bücher geschrieben. Hast du diese unter einem
Pseudonym veröffentlicht, da ich sie leider nicht gefunden habe (vllt. auch der
Beginn von Kurzsichtigkeit :)?
Nein, keine Sorge, Du leidest nicht an
Kurzsichtigkeit!
Meine anderen Romane sind (bisher) schlicht noch
nicht veröffentlicht. Ich hoffe, dass ich das nun Schritt für Schritt nachholen
kann.
Früher hatte ich die fixe Idee, unter dem
(amerikanischen) Pseudonym „Hellen Summer“ zu veröffentlichen, weil wirklich
sehr viele Romantic Thrill – Autorinnen aus den USA stammen. Aber als es dann
endlich soweit war, habe ich mich ohne zu zögern für meinen realen Namen
entschieden.
„Wie
weit Du auch gehst …“ empfinde ich, als einen sehr
Bei Constanze ging es mir im Wesentlichen um die
Aussage, dass es selbst in der schlimmsten oder verfahrensten Situation wichtig
ist, die Lähmung abzustreifen und zu handeln. Egal, wie lange es dauert, egal
wie schwer es auch sein mag. Es zählt allein, dass sie schließlich handelt.
Silas´ Situation dagegen zeigt, dass es nie zu
spät ist, sein Leben von Grund auf umzukrempeln und dass es irgendwo (einen)
Menschen gibt, der einem dabei hilft – selbst, wenn man als Killer schon mit
der Hoffnungen auf Liebe und Beziehung abgeschlossen hatte.
Haben
deine Charaktere gleich ein bestimmtes
Aussehen, sprich blonde oder braune Haare, klein oder groß oder ergibt
sich das während des Schreibens?
Mit dem Grundgerüst der Handlung entstehen auch
gleichzeitig die Charaktere. Es mach immer extrem Spaß, die Hauptpersonen der
Geschichte ins Leben zu rufen. Das ist so, als würde man neue Freunde finden.
Jeder bekommt seinen eigenen Steckbrief mit Name,
Größe, Alter, Aussehen und schon mal den ungefähren Charaktereigenschaften. Die
Feinheiten und weiteren Details wie Familie, Vergangenheit und eventuelle
„Macken“ kristallisieren sich allerdings erst beim Schreiben selbst heraus.
Silas´ Spleen, andauernd in seinen Haare herum zu
pflügen, und Constanzes Angewohnheit, sich nervös an den Hals zu fassen, sind
beispielsweise erst im Laufe des Buches entstanden.
Ein
anderes Genre, wäre das für dich vorstellbar?
Solange noch Ideen für weitere Romantic Thrill
Romane in meinem Kopf herum geistern, noch nicht, nein. *schmunzel*
Werden
wir dich dieses Jahr auf Buchmessen antreffen oder sind Lesungen geplant?
Bisher habe ich noch nichts in diese Richtung
geplant, aber das kann ja noch kommen ;O).
Wie
war es für dich, als Bookshouse dir eine Zusage für dein Buch mitgeteilt hat?
Um das beschreiben zu können, bräuchte ich jetzt
eine Tonaufnahme *lach*
Unsere armen Nachbarn ... Ich glaube, man hat
mich noch drei Häuser weiter vor Freude kreischen und durchs Zimmer hüpfen
hören! :O)
Hattest
Du viel zum Überarbeiten oder waren sie mit allem einigermaßen einverstanden?
War der rote Stift oft zu sehen ;)?
Ja, ich habe schon an einigen Stellen „rot“
gesehen. Aber das war auch gut so, denn der Roman war in der Originalfassung
einfach zu lange. Dummerweise ist der Versuch, den Roman selbst zu kürzen, für
einen Autor der Inbegriff eines Horrortrips. Man kann sich von fast keinem Satz
trennen, obwohl es niemandem auffällt, wenn er dann fehlt. Zum Glück hat mir
meine liebe Lektorin von Bookshouse fachkundig und einfühlsam unter die Arme
gegriffen.
Die Handlung und den Ablauf der Geschichte haben
wir allerdings weitgehend unverändert gelassen.
Erinnerst
du dich noch an deinen ersten Romantic Thrill Roman, den du gelesen hast?
Der erste Roman in dieser Richtung war „Geliebter
Fremder“ von Kathleen E. Woodiwiss. Ich habe ihn als Teenager (12) in unserer
örtlichen Bibliothek erspäht und gleich ausgeliehen. Später habe ich das Buch
dann gekauft. Die Hardcover-Ausgabe mit den vergilbten Seiten steht noch heute
in Griffweite in meinem Regal.
Ich
frag mich immer, entschuldige im Vorfeld schon mal die neugierige Frage ;), wie
die sexuellen Szenen entstehen? Das man Fantasie haben muss, okay das versteht
sich, aber das dann noch so „erotisch“ umzusetzen, stell ich mir sehr
„interessant“ vor.
Diese
Szenen zu lesen ist die eine Sache, sie zu schreiben, heidenei, wird man dabei
nicht rot oder so etwas Ähnliches *hüstl*?
*lach* Ich weiß gar nicht, ob ich dabei rot
werde, weil diese Szenen fast ausschließlich nachts entstehen. Für solche
Szenen brauche ich jede Menge Muße, Musik auf den Ohren und Dunkelheit um mich
herum. Es wäre furchtbar, vollkommen gebannt in solch einer Szene zu schwelgen
– und dann klingelt das Telefon.
Beim Schreiben tauche ich meist derart in der
Geschichte ab, dass die beiden Hauptpersonen ein Eigenleben entwickeln und ich
die Ereignisse dann quasi nur noch „mittippe“. Das klingt jetzt vielleicht ein
bisschen seltsam, aber anders kann ich das beim besten Willen nicht
beschreiben.
Bei den Liebesszenen ist dieses „Eigenleben“ der
Beiden besonders intensiv. Diese Szenen ergeben sich immer aus der Situation
heraus und manchmal an Stellen, an denen ich gar nicht damit gerechnet habe.
Sie entstehen durch die Weise, wie sie sich gerade ansehen oder berühren, was
sie miteinander sprechen oder soeben erlebt haben. Und je nachdem, in welcher
Umgebung sich die Beiden in diesem Moment befinden, entfaltet sich der Ablauf
dann.
Es kommt aber durchaus vor, dass ich beim
späteren Lesen der Szene das eine oder andere umschreibe, weil ich manchmal
einräumen muss, dass das physikalisch SO nicht machbar ist. Meine Romanhelden
haben schon Kraft, aber sie haben auch nur zwei Hände ... *grins*
Wenn
du eine Figur in deinem Buch sein würdest, wer wärst du dann gern?
Also Michael von Richtstetten sicherlich nicht
*schüttel*. Darüberhinaus ist es irre schwer, auf diese Frage mit nur einem
Namen zu antworten. Vielleicht ConstanSilas ?? ;O)
Welche
Person hat dir denn am meisten Freude bereitet in deinem Buch?
Das war ungelogen Silas. Ich muss gestehen, dass
ich beim Schreiben ein wenig in ihn verschossen war – und, ja, auch heute noch
bin, wenn ich an die letzten Monate denke, in denen ich das Buch zusammen mit
den Mädels von Bookshouse überarbeitet habe *schmacht*.
Außerdem finde ich, dass er im Verlauf der
Geschichte – genau wie Constanze – eine enorme Entwicklung durchläuft. Beide
haben die Fähigkeit (zurück)gewonnen, sich wieder vorbehaltlos auf einen
anderen Menschen einzulassen.
Wie
schwer ist es dir gefallen die Szenen zu schreiben, in der Constanze von ihrem
Mann verprügelt wurde?
Das ist mir weit weniger schwer gefallen als ich
selbst erwartet habe. Vielleicht auch deshalb, weil es in meinem Bekanntenkreis
jemanden gibt, der eine ähnlich schlimme Geschichte erlebt hat.
Beim Schreiben hat sich in mir allerdings eine
enorme Wut auf Michael und sein grausames Verhalten aufgebaut. Das ist auch der
Grund, warum er ein derart dramatisches Ende findet (huch, ist das jetzt ein
Spoiler?). Irgendwie wollte ich – genau wie Silas –, dass er für seine Taten
letztendlich bezahlen muss. In der Realität ist das ja leider nicht immer der
Fall.
Ich
finde es sehr passend, dass der Roman in
Deutschland spielt, da es gerade beim Thema „häusliche Gewalt“ bzw.
Gewalt an sich, doch viel besser nachzuvollziehen ist, wenn es im eigenen Land
spielt.
Welchen
Grund gab es denn für dich, das der Handlungsort in Deutschland spielt?
Meistens entscheide ich rein nach Gefühl, wohin
eine Geschichte passt.
Meine Schwester lebt in Köln, daher war ich schon
das eine oder andere Mal dort. Diese Stadt, mit ihrem gewaltigen Dom, den
besonderen Menschen und speziellen Flair hat sich bei der Geschichte um Silas
und Constanze einfach wunderbar als Handlungsort angeboten.
Amerika
steht ja bei den meisten Autoren an erster Stelle. Warum glaubst du, ist das
so?
*verlegen räusper* Bei mir ist Amerika
tatsächlich auch eine äußerst beliebter Kandidat. Wahrscheinlich, weil ich
schon selbst in den USA unterwegs war und die eindrucksvollen Nationalparks
dort bestaunt habe.
Dass Amerika bei vielen Autoren an erster Stelle
steht, liegt vielleicht auch am Hauch des Abenteuers, der es stets umgeben hat.
Sogar heute findet man dort noch nahezu menschenleere Gebiete – ganz anders als
bei uns in Deutschland.
All meine Romane beinhalten Schauplätze in
verschiedenen Ländern. Sie spielen in Deutschland, Kuba, Korea, Kolumbien oder
auf den Bahamas – und eben zumeist auch in den USA (Kalifornien, New York,
Texas, Miami, Hawaii).
Würdest
du gern etwas an dir ändern wollen?
Vielleicht, dass ich mir mehr Zeit fürs Kochen
nehme?
Wenn mich mein lieber Schatz Robert beim
Schreiben nicht regelmäßig mit Grundnahrungsmitteln versorgen würde, wäre ich
wahrscheinlich schon längst vor dem Laptop verhungert :O).
*dankbares Busserl zu ihm nach Hause werf*
Ich
hab gesehen, dass du Widder bist (ich auch). Man sagt über diese Menschen, dass
sie dickköpfig, stur, selbstbewusst, aber auch sehr liebenswert sind. Ich
persönlich bin ein Sturkopf, und wenn
ich etwas will, dann bekomme ich es auch oder setze es in die Tat um. Aber ich
muss auch anmerken, dass ich sehr liebenswert bin (Eigenlob stinkt, macht aber
nix) *lach*
Ist
das bei dir ähnlich?
Oh ja, ist es *schmunzel*. Ich habe die Erfahrung
gemacht, dass so ziemlich alle gehörnten Sternzeichen (also auch wir) ab und an
das „Böckchen“ heraus kehren und stur sein können. Wenn es darum geht, ein
wichtiges Ziel zu erreichen, ist das ja ausnahmsweise auch keine schlechte
Eigenschaft.
Deine persönliche Aussage, kann ich ebenfalls
unterschreiben. In meiner Seele brennt stets diese typische
Widder-Begeisterungsfähigkeit. Wenn ich eine zündende Idee habe oder die
Erfüllung eines Wunsches in greifbare Nähe rückt, kann ich in Windeseile auf
den Beinen sein ... Oder an Deinem Pfirsichkuchen. Lecker ;O)
Gibt
es einen Ort, an dem du gern mal hin möchtest, aber nie die Zeit hattest?
Bisher noch nicht. Aber wenn der Traum mit den
Veröffentlichungen weiter klappt, dann wird das vielleicht bald der Fall sein
*lach*.
Vor ca. 7 Jahren, als ich noch ganz am Anfang
meiner Autorentätigkeit stand, habe ich einen Vorsatz gefasst: Sollte es mir je
gelingen, eines meiner Bücher zu veröffentlichen, werde ich jedes Land
bereisen, das darin vorkommt.
Wenn ich nun nur mal an alle Schauplätze von „Wie
weit du auch gehst ...“ und „Wo immer du bist, Darling“ denke, wird sich die
Urlaubsplanung für die nächsten Jahre möglicherweise recht interessant
gestalten *grins*.
Bist
du ein spontaner oder eher durchgeplanter Typ Mensch?
Sowohl als auch. Beruflich bin ich sehr
durchgeplant, was - wie Du Dir sicher denken kannst - gerade bei meinem Job
enorm hilfreich ist.
Privat bin schon eher spontan und, wie schon
gesagt, von der typischen Widder-Begeisterungsfähigkeit beseelt.
Was
machst du, wenn du nicht gerade arbeitest oder schreibst?
Dann muss ich meist dringend schlafen ... *lach*
Nein, Scherz beiseite ;O). Ich liebe es, Klavier
zu spielen. Das ist einfach entspannend (oh, die Frage kommt ja als nächstes)
und manchmal, wenn ich ganz viel Inspiration finde, male ich auch Acryl-Bilder.
Oh, Acryl-Bilder, davon habe ich hier viele
hängen, die mein Mann gemalt hat. Nichts für mich. Ich bin, kreativ gesehen,
eine Niete. J
Ich
hab gelesen, dass du gern Klavier spielst. Welche Stücke spielst du gern?
Seit einiger Zeit vor allem Stücke von Ludovico
Einaudi. Er ist fantastisch! Ich war dieses Jahr auf einem Konzert von ihm. Noch
nie habe ich ein Live-Event erlebt, bei dem eine derart andächtige Stille im
Publikum herrschte.
Ich mag aber auch Beethoven, Händel, Grieg und
andere klassische Komponisten. Nur bei den schier endlosen Preluden von Bach
musste ich schon immer die Zähne zusammenbeißen. Hoffentlich erfährt mein ehemaliger Musikschullehrer jetzt
nicht davon ... Er wäre furchtbar enttäuscht, denn für in ist Bach der
Größte:O).
So liebe Alexandra, genug gelöchert. Ich könnte
dich noch so viel fragen, aber ein wenig bewahre ich mir für das nächste
Interview mit dir auf. Ich denke, bis
November werden mir noch interessante Fragen einfallen und da dann auch dein
nächstes Buch „Wo immer Du bist, Darling“ erscheint, wird es bestimmt kein langweiliges
Interview.
Auf dieses Interview freue ich mich auch schon
sehr. Die Geschichte von „Wo immer du bist, Darling“ hat mich ganz besonders
tief berührt – und es wäre phänomenal, wenn es Euch im November dann ebenso
ergeht ... *lächel*
Ich hoffe, dass es dir bei mir gefallen hat.
Ich hab mich sehr gefreut, dass du heute bei mir
warst.
Mir hat es auch super viel Spaß gemacht.
Kurze Frage: Darf ich rasch meinen Laptop holen?
Die Atmosphäre hier, Dein Sofa und der leckere Pfirsichkuchen ... welch
wundervoller Ort, um Bücher zu schreiben :O)
Gerne, wenn es dich inspiriert, dann möchte ich
dir nicht dabei im Wege stehen. Nimm alles in dich auf, um es in deinem
nächsten Buch zu erwähnen. ;)
Ihr Lieben da draußen. Ich hoffe, dass euch das
Interview genauso viel Freude gemacht hat, wie mir.
Ich wünsche euch noch einen erholsamen und
schönen Sonntag.
Eure Beate
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