Hallo ihr Lieben,
es ist schon wieder Sonntag. Wie schnell die Woche doch
verging, aber meine Grippe möchte noch etwas länger verweilen. Daher hoffe ich,
dass ich meinen heutigen Gast bloß nicht anstecken werde.
Hallo liebe Gundel,
nimm doch Platz. Du hast das Sofa ganz allein für dich und
werde es mir auf dem Sessel bequem machen.
Obwohl ich sehr angeschlagen bin, habe ich mir trotzdem die
Mühe gemacht und einen Kuchen gebacken. Es ist zwar nur ein Marmorkuchen, aber
besser als gar keinen.
Na dann liebe Gundel, hier hast du deinen Kaffee mit Milch
und Zucker, so wie du in magst. ;)
Vielleicht sollten wir direkt beginnen und die Leser nicht
länger warten lassen.
Sofort, wenn ich
diesen leckeren Kuchen vom Teller geputzt habe. Die Nussglasur ist delikat. So,
ein Schlückchen Kaffee – übrigens ohne Zucker – und jetzt bin ich bereit!
Du setzt dich sehr für Kinder mit Lernschwächen ein, das
sich wahrscheinlich durch deinen Beruf, Sozialpädagogin, ergibt.
Ich habe gelesen, dass du das mit sehr viel Hingabe und
Leidenschaft machst.
Was bedeutet dir dein Beruf?
Sozialpädagogin stimmt
so ziemlich – ich habe Bildungswissenschaft studiert (und
Literaturwissenschaft), was den Fokus
eben mehr auf die Bildung verschiebt J - und ich werde mein
Leben lang davon fasziniert sein, wie Menschen sich entwickeln und wie sie
lernen. Und vermutlich werde ich Anlass haben, mich ebenso lang zu ärgern, weil
wir so viele Chancen für Kinder verschenken. Für mich bedeutet mein Beruf,
Kindern zu helfen, Entwicklungstüren zu öffnen, und Erwachsenen zu zeigen, dass
in so vielen Kindern so viel steckt, das sich entfalten will.
Du bist eine sehr begabte Frau. Hast viele Dinge in deinem
Leben gelernt und ein großartiges Studium absolviert.
Wie kommt man darauf Schriftstellerin zu werden? War das
neben deinem Brotjob schon immer ein Wunsch oder ergab sich dies mit der Zeit?
Huhuu, don´t flatter me!
Ich habe geschrieben,
ehe ich je einen Job hatte und werde schreiben, wenn ich das offizielle
Berufsleben an den Nagel gehängt haben sollte (bis 67 heißt es ja für mich
mindestens). Bücher sind parallele Welten und ich weigere mich, nur in der
einen zu leben, die wir Realität nennen. Also lese ich und schreibe ich.
Schreiben bedeutet bei mir, dabei 3D-Kino meiner Handlung zu sehen und zu
erleben. Mit Zoomfunktion und allem. Wäre schade, das aufzugeben. ;-)
Als B. C. Bolt hattest du schon früh mit dem Schreiben begonnen.
Science Fiction scheint dir zu liegen, da du auch unter Gundel Limberg Science
Fiction schreibst.
Ich liebe SF. Einige
der schönsten Leseerlebnisse waren SF. Und „Der Mann von drüben“ hat mich zu
einer ewigen Krimischreiberin gemacht – ein SF! Also vereine ich das. Mich
fasziniert Astrophysik, aber ich schreibe über Gesellschaften, darüber, wie wir
hassen, lieben, vernichten und gestalten. SF gibt mir die Freiheit, zu
erforschen, was passiert, wenn bestimmte Dinge tabuisiert sind, oder man etwas
jenseits von bekannten Regierungsformen erfindet … jemand hat mal gesagt: egal,
ob wir es Aliens nennen – wir schreiben immer nur über eins: Menschen. Über Gut
und Böse und das dazwischen.
Wie vereinbart man History, Science Fiction, historische
Romane und Krimis unter einem Hut? War das der Grund für B. C. Bolt?
Ja, manche wundern
sich ja über die Pseudonyme. Aber wer „Intrigenküche“ gelesen hat, der ist
wahrscheinlich amüsiert und möchte das wieder erleben. Wenn er nun „Luzid“ zur
Hand nimmt, wo es um 7 Jahre Weltkrieg geht, dann könnte er oder sie sich doch
irgendwie enttäuscht fühlen. Und umgekehrt. Meine Stammleser irritiert das
nicht. Aber wer mich noch nicht kennt, möchte doch sicher in etwa wissen, was
da auf ihn zu kommt. Deshalb klare Teilung: Gundel Limberg = Phantastik. B. C.
Bolt = SF, ob lustig oder klassisch und dazu witzige Fantasy. Und Ann-Merit
Blum = Romantasy im 19. Jahrhundert. Da
finden alle ein Buch, das ihnen gefallen könnte.
Leider kam ich noch nicht dazu dein Buch „Intrigenküche –
Agenten der Galaxis“ zu lesen. Hab mir aber eine Kostprobe
deiner Leseprobe
gegönnt.
Wie kamst du ausgerechnet auf die Idee, dass deine
Protagonisten in einer Küche landen nach ihrer Flucht?
Hihi, das war eben das
Unerwartete. Und ich beschäftige mich viel mit leckeren Sachen, das bescheinigt
man mir J Für mich eine Gelegenheit,
einer gute Küche die Stange zu halten. Und den Doppelsinn von „Intrigenküche“
richtig auszukosten. Ich mag es, wenn es rund geht.
Wie lange hast du denn an diesem Werk gearbeitet und hattest
du sofort Erfolg bei der Verlagssuche?
„Intrigenküche – Agenten der Galaxis“ ist auch mit Humor
versehen. War das von Anfang an so gedacht oder ergab sich das während des
Schreibens?
Das Buch war schnell
geschrieben, aber nicht ebenso schnell überarbeitet. Da es Crossover ist, hatte
ich gar keine Hoffnung, einen Verlag zu finden, aber gleich die erste
Einreichung war ein Treffer. Dass Bookshouse in Sachen Genre-Mix experimentierfreudig
ist, finde ich toll.
Der Humor war
Programm. Ich schreibe gerne mit Humor und selbst in „Luzid“ ist einiges an
Situationskomik und Parodie. Beispielsweise wird da der Völkerbund böse durch
den Kakao gezogen. Bei „Intrigenküche“ hagelt es nur so parodistische Elemente:
Geheimdienste, Starköche, Militärs und Hochadel – alle bekommen ihr Fett weg.
Das macht Spaß. Das habe ich auf der jüngsten Lesung wieder gemerkt. Es ist
einfach toll, wenn nach jedem dritten Satz gekichert wird.
Arbeitest du derzeit an einem weiteren Werk als B. C. Bolt
oder eher als Gundel Limberg?
Alles simultan. Im
August ist „Drachenmord“ fertig – ein frecher Fantasy mit einem
selbstironischen Ich-Erzähler. Da wird jede Menge an Fantasy-Elementen auf die
Schippe genommen. Wer sich auf den zweiten Teil des Hobbit-Films freut, wird so
mache augenzwinkernde Anspielung
finden. Als waschechter
Tolkienfan konnte ich es nicht lassen, mich an meinem großen Vorbild
abzuarbeiten. Gleichzeitig überarbeite ich einen alles andere als lustigen
Thriller. Und dann muss „Meleon II“ fertig werden. Darauf warten ganz viele
Leserinnen, die noch gar nicht wissen, was für eine hinreißende Illustration
von Tanja Meurer das Buch abrunden wird.
Was liegt dir mehr? Humorvoller Krimi oder historische
Bücher?
Beides, beides. Ich
lese ja auch beides. Aber bei historischen Büchern verlange ich von mir und
anderen mehr als nur Unterhaltung. Also macht es auch mehr Arbeit. Recherche
reicht nicht. Die Menschen von früher waren wie wir – und ganz anders. Leser
wollen das erleben. Das hinzukriegen ist eine höhere Kunst, die nicht immer
gelingt.
Welches Genre liest du überhaupt?
Sach- und Fachbuch,
Fantasy, SF, Krimi, gute Thriller, historische Romane (eher keine, deren Titel
auf ---„in“ endet J), Phantastik und viel
Klassiker, von Jules Verne bis Eco.
Würdest du gerne in einer anderen Galaxis leben wollen?
Habe ich das nicht
schon getan? Falls nicht: wenn ich die Wahl habe, jedenfalls: ja! Irgendwo muss
es ja intelligentes Leben geben. Ich würde es gerne sehen.
Deine Namenswahl ist sehr interessant. Wie kommt man auf
diese Namen des Kaisers beispielsweise?
Ich brauchte etwas,
das bedeutsam klingt, also habe ich altgriechische Gottheit und altägyptische
Endung kombiniert: Thanaton. Die Namen in den SF beruhen bei mir darauf, dass
wir uns ja fortentwickeln, ohne unsere Wurzeln zu verlieren, daher gibt es da
auch türkische, amerikanische, japanische und deutsche Namen zwischen Anleihen
aus der Antike und Verschmelzungen. So entstanden ja auch unsere heutigen Namen
– man schleift sie aus alten Formen ab, kürzt sie, spricht sie anders aus …
Rekombination. Der eine Protagonist heißt Adrian – ganz vertraut – der andere
Minkas. Nicht so vertraut.
Ich bewundere Menschen mit Fantasie. Das habe ich schon
mehrmals erwähnt. Woher kommt deine Fantasie?
Vom Lesen J
Und vom Mond in den Fischen im Geburtshoroskop. J
Und daher, dass ich nur bis 2004 einen Fernseher hatte. Was gab es früher tolle
Filme. Überwiegend früher.
Gibt es für dich einen gewissen Plan, wann du schreibst oder
gehst du eher danach vor, wenn dich die Muse packt?
Wer Verlagsverträge
hat, muss die Muse oft auf Knien anflehen, nicht gerade jetzt in Urlaub zu
fahren. Aber wo es geht, schreibe ich nach Lust und Laune.
Noch eine Frage zu Luzid. Wenn ich das Cover betrachte, hat
es etwas Beängstigendes. Ich habe zuerst an Luzifer gedacht, frag nicht warum.
Aber irgendwie war es unheimlich.
Dass es sich um einen Mann handelt, den man wegen seiner
Träume festhält fand ich schon sehr interessant.
Wieder die gleiche
Frage. Wie kommt man auf solch eine Idee und warum spielt der Roman im Krieg?
Oh. Ich habe selbst
luzides Träumen gelernt. Da weiß man zeitweise, dass man träumt und kann aktiv
die Handlung beeinflussen. Darüber wollte ich schreiben. Und zack: Benjamin,
der Protagonist war fix und fertig da zusammen mit einem Einstieg, der nicht
grundlos auf Kafka Bezug nimmt. Dann der 2. Weltkrieg. Meine Eltern haben da
viel erzählt, wofür ich sehr dankbar bin. Und wieder Träume: als Kleinkind
träumte ich von einem Lager mit Stacheldraht und Scheinwerfern. Ich hatte
solche Angst und konnte darüber nicht reden. Warum träumt eine 5jährige sowas?
Keine Ahnung. Aber das musste raus. Und als es soweit war, kam Benjamins ganzes
Kriegserleben in einem Rutsch in rund acht Monaten fieberhaften Schreibens
heraus. Vollkommen phantastisch und doch historisch korrekt bis auf die
Traumforschung der Nazis, die es so nicht gab. Das ist wirklich ein extremes
Kontrastprogramm zu „Intrigenküche“. Da ist es schon richtig, wenn das Cover
unheimlich rüberkommt.
So liebe Gundel, du bist erlöst. ;) Ich hoffe sehr, dass es
dir hier gefallen hat und meine Fragen gut angekommen sind.
Danke, das war
vielfach unerwartet und das mag ich sehr.
Ihr lieben da draußen. Ich hoffe, dass es euch genauso viel
Freude bereitet hat wie mir.
Ich wünsche euch noch einen schönen Sonntag und dir liebe
Gundel danke ich für deinen Besuch. Mögen noch viele Fantasien deine Bücher
schmücken.
Alles Liebe und Gute wünsche ich dir.
Ich dir auch, gute
Besserung und ich hoffe, dir stehen im Leben noch viele tolle Leseabenteuer
bevor!
Wer jetzt neugierig auf Gundel Limberg oder B. C. Bolt geworden ist, kann die untenstehenden Links anklicken und mehr über "beide" erfahren ;):
Eure Beate
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