Hallo ihr Lieben,
bei Kaffee und Kuchen darf ich heute Ines Eichelbaum,
Autorin von „Kriminalboogie“, bei mir begrüßen.
Hallo Ines,
ich freue mich sehr, dass du heute bei mir bist. Hoffentlich
magst du gerne meine Erdbeer-Joghurt-Torte, Ansonsten habe ich auch immer
wahlweise andere Leckereien.
Hast du auch ein Stück saftigen Mohnkuchen ohne Rosinen für
mich?
Ja aber klar. Hier hast du ein Stück meines Mohnkuchens.
Lass es dir vor allem
schmecken.
Ich habe mich auf dich als Gast sehr gefreut, da ich finde,
dass du einen „besonderen“ Humor besitzt.
„Kriminalboogie“ ist ja der zweite Teil einer Serie. Wieso
hast du dir zwischen „Eene Meene Miste, wie viele rappeln in der Kiste?“ so
viel Zeit gelassen.
Wie entstand eigentlich dieses Buch?
Wie alle meine Geschichten entstehen. Irgendwann ist da
plötzlich eine Idee, die unbedingt in die Tasten geklimpert werden möchte. Und
während ich so vor mich hinschreibe verselbständigen sich die Charaktere und
die Handlungsabläufe. Und am Ende sagt meine Mutter: „Kind, was geht nur in
deinem Kopf so vor sich?“
Dein Buch ist mit sehr viel Dialekt geschrieben. War es von
Anfang beabsichtigt, den Berliner Dialekt mit einfließen zu lassen oder ergab
sich das plötzlich?
Meine Charaktere haben meist ein reales Vorbild. Mal ähneln
sie den Lebenden stark, mal nur in wenigen Punkten. Der Berliner Dialekt bot
sich einfach an, weil die Berliner untereinander so reden. Ich fand es
überzeugender, schräge Typen wie Dude und Holly urwüchsig daherplappern zu
lassen.
Außerdem wollte ich auch mal eine Dialekt-Lanze für meine
Heimat brechen. Bayerisch, Österreichisch oder auch Norddeutsch hört man
schließlich schon regelmäßig im Film. Bücher in diesen Mundarten sind ziemlich
erfolgreich.
Du kannst dir aber gar nicht vorstellen wie schwierig es
ist, die typische Berliner Kodderschnauze in Schreibschrift zu verwandeln.
Manches Mal habe ich sogar überlegt, sagt man nun „dit“ oder „det“. Und so
manches kann man sprechen und vielleicht auch schreiben. Nur lesen und
verstehen kann’s dann keiner mehr. Ich kam an mancher Stelle ganz schön schnell
an meine eigenen Sprach-Schreib-Grenzen.
Auch deine Charaktere find ich sehr interessant. Vor allem
die Namen find ich lustig und auch wie über bestimmte Bundesländer gelästert
wird. Gehört dazu denn auch Recherche oder ergibt sich das während des
Schreibens?
Recherche ist mindestens das halbe Buch!
Oftmals reicht es aber schon, hier in Berlin abseits der
Touristenströme U-Bahn zu fahren und dabei Augen und Ohren für die auf einen
unverzüglich einprasselnden Eindrücke offen zu halten.
Du kannst dir gar nicht vorstellen, was hier in meiner
Heimatstadt so für Freaks rumlaufen…am helllichten Tag! Wie oft begegnen mir
Leute, wenn ich die eins zu eins in eine Geschichte schreiben würde, dann käme
mir jeder Lektor mit: „Das ist viel zu übertrieben! Unglaubwürdig. So etwas
gibt es doch gar nicht.“ Denkste Puppe, gibt es wohl. Nur glauben tut´s keiner.
Was die Namen meiner Protagonisten angeht, ich glaube, da
habe ich persönlich die größten Ansprüche. Nichts ist schlimmer, als wenn eine
Geschichte durch falsche oder unpassende Namen unglaubwürdig wird. Da kann man
als Schriftsteller mehr falsch machen, als man denkt. Auch hier lehne ich
manche an echte Lebewesen an. Andere entspringen meiner Fantasie, wenn ich mir
die Charaktere so vor Augen halte.
Dass das arme Brandenburg auch von mir eins auf die
ländliche Mütze bekommt…da zitiere ich meinen Vater mal: „Das tut mir leid,
aber nicht weh.“ Sorry! Aber um Berlin ringsum ist es nun mal sehr ruhig.
Vielleicht wirkt es auch stiller und öder als es in Wirklichkeit ist, weil das
platte Brandenburg gegen gleich zwei Großstädte, Berlin als beinah
überquellende Metropole und Potsdam als belebte Landeshauptstadt, anstinken
muss.
Welche Bücher liest du denn gerne?
Ich Augenblick bin ich eine so genannte „Karteileiche“.
Ha…wieder was mit Krimi! Auf die Mörderischen Schwestern stößt man beinah
zwangsläufig, wenn man Verbrechen zu Papier bringt. Allerdings musste ich im
Lauf der Zeit feststellen, dass so ein Vereinsleben nur mit Frauen nicht so
mein Ding ist.
Im Moment weiß ich noch nicht, ob ich irgendwann mal wieder
aktiver werde. Aber Frau muss ja nicht alles wissen.
Siehst du dich eher als eine Autorin, die die Leser gerne
mit ihrem Humor unterhalten möchte oder eher mit einem Krimi?
Sehr schwere Frage. Wirklich. Meine Kurzgeschichten,
insbesondere „Spaghetti Bolognese“ mit der ich den 1. deutschsprachigen
Hörbuch-Krimi-Preis gewonnen habe, sind ein ganz anderes Kaliber als „Eene
Meene Miste, wie viele rappeln in der Kiste“ und „Kriminalboogie“. Meine beiden
bislang veröffentlichten Romane rund um Mara und Pia sind definitiv von der
böshumorigen, schrägen Sorte. Die Kurzgeschichten sind dagegen härter, brutaler
und ein bisschen Splatter.
Ich glaube, einen ganzen Roman wie einen Thriller zu
schreiben, würde mir keinen Spaß machen. Kurze Sachen aber hab ich gern blutig
und krank.
Fazit: Ich sage mal sowohl als auch.
Wer steckt eigentlich hinter Ines Eichelbaum? Beschreibe
dich selbst einmal.
Ich hoffe, jemand mit Tiefgang und mindestens einer
Gehirnwindung mehr als ein Toastbrot!
Was tust du denn, wenn du nicht gerade schreibst?
Ein Spießerleben führen. Ehrlich! Ich koche, putze, wasche,
bügle, bepflanze den Balkon und verdiene überwiegend meinen Lebensunterhalt mit
den Besuchen von Kindergärten.
In Zusammenarbeit mit der Berliner Stadtreinigung bringe ich
den Vorschulkindern der Hauptstadt bei, wie das mit der Mülltrennung so läuft
und wie aus Biomüll mit Hilfe von Regenwürmern guter Humus entsteht. Ich bin da
so etwas wie die Wurmdomtöse inkl. Krabbeltieren zum Anfassen.
Das finde ich wirklich toll. Für Kinder eine wichtige Erfahrung und sie verstehen dann auch schon, warum eine Mülltrennung wichtig ist.
Das ist echt super.
Wenn dein Buch verfilmt werden würde, wen würdest du gerne
in der Rolle von Pia und Mara sehen?
Junge, frische Gesichter! Nicht so der ständig gebuchte Pool
deutscher Mittelklassepromis.
Wenn der Schweighöfer ´ne Frau wäre, dann wäre der
vielleicht eine prima Pia! Upps, da muss ich selber lachen.
Dummerweise hat man als Romanautor da meistens gar nix zu
sagen. Die Rechte verkloppt der Verlag und man selbst steht da und denkt sich,
komisch, im Buch war der doch blond. Warum ist denn das jetzt ein Latino?
Was machst du wenn dein Buch ein Bestseller werden würde?
Ungläubig aus der Wäsche gucken, zweifeln, wie sich das für
einen Künstler gehört, und sicher alle Pupstminuten den Medien versichern, dass
man dadurch nicht zum Millionär wird.
Wie haben dir denn die Reaktionen bisher auf dein Buch
gefallen? Kannst du gut mit Kritik umgehen?
Wer kann denn schon gut mit Kritik umgehen? Ist ja immer
eine Missfallensäußerung an der eigenen Person.
Die erste Rezension ging nur wenige Tage nach
Veröffentlichung von „Kriminalboogie“ ein und war schlecht! Okay, mir gefällt
ja auch nicht alles. Was mich nur maßlos stört ist der Umgang mit dem
Nichtgefallen. Wenn die Kritik konstruktiv ist, dann kann man als Autor auch
daraus lernen. Wenn es jedoch nur darum geht, den Kritisierten schlecht, klein
und kaputt zu machen, dann kotzt mich das maßlos an.
Zum Glück kamen danach zahlreiche andere und die waren
positiv.
Es sind aber nicht nur die Leserrezensionen, die einen als
Schriftsteller treffen. Verlage, meist die kleineren – so zumindest meine
Erfahrung - sind bei ihrer Ablehnung eines Buches oft sehr verletzend und
teilweise reichlich unter der Gürtellinie.
Bist du ein spontaner
Mensch?
Meine Spontanität nimmt mit zunehmendem Lebensalter immer
mehr ab. Schrecklich! Ist wohl meinem Spießerleben geschuldet.
Ach was, es macht wahrscheinlich eher ne Pause.
Woher nimmst du die Ideen zu deinen Büchern oder wie fallen
dir solche witzigen Namen ein?
Da kann ich mich nur noch einmal bei meiner Heimatstadt
bedanken. Hier liegt nicht das Geld auf der Straße sondern eine schräge Idee
nach der anderen. Danke Berlin, dass du zwar arm aber sexy bist. (Was für ein
blöder Spruch. Da hatte Wowereit wirklich keinen goldenen Gedankengang!)
Was liegt dir mehr „Kurzgeschichten“ oder einen kompletten
Roman?
Ich schreibe beides ganz gerne. Da kann ich gar keine
Vorliebe ausmachen.
Wo siehst du dich in
5 Jahren?
Beim kochen, putzen, waschen, bügeln, Balkon bepflanzen…nee,
nur Spaß! Wenn es nach Wunsch geht, dann lautet die Antwort: gesund und munter
am Computer mit neuen Protagonisten oder auch den alten.
Ich mach aber mal besser keinen Plan. Hatte mal einen
wirklich passenden Spruch dazu gehört: „Willst du Gott lachen sehen, dann mach
einen Plan.“ Oder wie der Berliner sagt: „Erstens kommt es anders und zweitens
als man denkt.“
Auf jeden Fall bin ich gespannt, was das Leben so für mich bereithält.
Welches Buch hättest du gerne geschrieben?
Kein schon gedrucktes. In meiner virtuellen Schublade liegt
noch ein vorskizzierter Roman um einen Schuhmacher, der im Elsass Nutten
abmurkst. Das hätte ich gerne schon geschrieben, komme aber irgendwie nicht
dazu.
Wann hast du denn mit Schreiben begonnen und wann stand für
dich fest, dass du Autorin werden möchtest?
Ich habe schon in der Schule recht erfolgreich Aufsätze
geschrieben. Ja, meine Mitschüler hielten mich das eine oder andere Mal
durchaus für eine Streberin. Aber das zählt wohl nicht.
Im Jahr 1985 habe ich bei einem Einstellungstest für die
Ausbildung zur Bankkauffrau bei der Berliner Bank kläglich versagt. Der Prüfer
meinte nur: „Sie sollten vielleicht auf die Arbeit mit Zahlen verzichten und
einen Beruf wählen, der mit Schreiben zu tun hat. Das zumindest können Sie ganz
gut.“ War er nicht nett?!
Hat dann aber doch noch lange gebraucht. Als ich für zwei
Jahre in Griechenland war, ging es plötzlich los. Irgendwie musste ein Buch aus
mir raus. Hab ich auch geschrieben, wollte nur keiner veröffentlichen. Ist
sozusagen der erste Teil von Mara und Pia. Na…was nicht ist kann ja noch
werden. Sollte ich aber sicher ganz dringend überarbeiten.
Aber den expliziten Wunsch, Autorin zu werden, verspürte ich
eigentlich nie.
Beende bitte meine Sätze:
Ich bin glücklich, wenn … keiner mit mir rumstänkert. Und
das ist in Berlin echt nicht leicht. Dauernd muss man zurückpöbeln.
Ätzend!...Macht aber manchmal auch Spaß. Vielleicht bin ich also auch
glücklich, wenn man mit mir rumstänkert.
Ich wollte schon immer gerne … puh! Keine Ahnung. Die
Wünsche und Ziele ändern sich ja im Laufe eines Spießerlebens doch von Zeit zu
Zeit. Sachen oder Dinge, für die ich in früheren Jahren förmlich gebrannt habe, haben sich als gar nicht so wichtig
herausgestellt.
Berlin ist für mich …meine Heimat, meine Inspiration und
mein trüber Tümpel, aus dem ich immer wieder schräge Dinge fische.
Ich mache gerne Urlaub in … Gegenden, wo ich mir was
angucken kann. Faul am Strand liegen ödet mich nämlich zu tiefst an.
Danke schön :)
Du darfst nur ein Buch in deinen Urlaubskoffer packen, welches
wäre das?
Ein extra dickes Buch mit Sudoku!
Geschafft, liebe Ines. Du bist erlöst. Ich hoffe, dass es
dir genauso Freude gemacht hat wie mir.
Es war sehr erfrischend mit dir. Du bist eine sehr
interessante Persönlichkeit.
Wer noch mehr über Ines Eichelbaum und ihre tollen Bücher erfahren möchte kann dies über folgende Links:
So ihr Lieben da draußen. Ich hoffe, ihr wurdet genauso gut
unterhalten wie ich.
Ich wünsche euch noch einen schönen Sonntag und dir liebe
Ines einen guten Nachhauseweg.
Vielleicht darf ich dich ja irgendwann noch einmal mit einem
anderen Buch hier begrüßen.
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