[viruelle Couch] Im Gespräch mit Ines Eichelbaum

Hallo ihr Lieben,

bei Kaffee und Kuchen darf ich heute Ines Eichelbaum, Autorin von „Kriminalboogie“, bei mir begrüßen.
 
Hallo Ines,
ich freue mich sehr, dass du heute bei mir bist. Hoffentlich magst du gerne meine Erdbeer-Joghurt-Torte, Ansonsten habe ich auch immer wahlweise andere Leckereien.
Hast du auch ein Stück saftigen Mohnkuchen ohne Rosinen für mich?
Ja aber klar. Hier hast du ein Stück meines Mohnkuchens.

Lass es dir vor allem schmecken.
Ich habe mich auf dich als Gast sehr gefreut, da ich finde, dass du einen „besonderen“ Humor besitzt.

„Kriminalboogie“ ist ja der zweite Teil einer Serie. Wieso hast du dir zwischen „Eene Meene Miste, wie viele rappeln in der Kiste?“ so viel Zeit gelassen.
 Tja? Zeit gelassen ist vielleicht gar nicht so die richtige Beschreibung.  In der Zwischenzeit habe ich einige Kurzgeschichten veröffentlicht…mit einer sogar eine Siegergeschichte abgeliefert. Privat hatte ich ein wenig um die Ohren und dann konnte ich mich, als Kriminalboogie fertig war, vor unglaublich lukrativen Angeboten von unzähligen Verlagen nicht retten und habe eine halbe Ewigkeit gebraucht, um den richtigen auszuwählen….Ha, so wäre es schön gewesen! Aber nee! Mir ging es wie den allermeisten Autoren. Finde erst mal einen Verlag, der bereit ist, sich auf deine Geschichte und auch auf deine Person einzulassen. „Kriminalboogie“ ist einfach eine ganze Zeit durchs Verlagsuniversum gekreist, bevor es Landeerlaubnis erhalten hat.

Wie entstand eigentlich dieses Buch?
Wie alle meine Geschichten entstehen. Irgendwann ist da plötzlich eine Idee, die unbedingt in die Tasten geklimpert werden möchte. Und während ich so vor mich hinschreibe verselbständigen sich die Charaktere und die Handlungsabläufe. Und am Ende sagt meine Mutter: „Kind, was geht nur in deinem Kopf so vor sich?“

Dein Buch ist mit sehr viel Dialekt geschrieben. War es von Anfang beabsichtigt, den Berliner Dialekt mit einfließen zu lassen oder ergab sich das plötzlich?

Meine Charaktere haben meist ein reales Vorbild. Mal ähneln sie den Lebenden stark, mal nur in wenigen Punkten. Der Berliner Dialekt bot sich einfach an, weil die Berliner untereinander so reden. Ich fand es überzeugender, schräge Typen wie Dude und Holly urwüchsig daherplappern zu lassen.
Außerdem wollte ich auch mal eine Dialekt-Lanze für meine Heimat brechen. Bayerisch, Österreichisch oder auch Norddeutsch hört man schließlich schon regelmäßig im Film. Bücher in diesen Mundarten sind ziemlich erfolgreich.
Du kannst dir aber gar nicht vorstellen wie schwierig es ist, die typische Berliner Kodderschnauze in Schreibschrift zu verwandeln. Manches Mal habe ich sogar überlegt, sagt man nun „dit“ oder „det“. Und so manches kann man sprechen und vielleicht auch schreiben. Nur lesen und verstehen kann’s dann keiner mehr. Ich kam an mancher Stelle ganz schön schnell an meine eigenen Sprach-Schreib-Grenzen.

Auch deine Charaktere find ich sehr interessant. Vor allem die Namen find ich lustig und auch wie über bestimmte Bundesländer gelästert wird. Gehört dazu denn auch Recherche oder ergibt sich das während des Schreibens?
Recherche ist mindestens das halbe Buch!

Oftmals reicht es aber schon, hier in Berlin abseits der Touristenströme U-Bahn zu fahren und dabei Augen und Ohren für die auf einen unverzüglich einprasselnden Eindrücke offen zu halten.
Du kannst dir gar nicht vorstellen, was hier in meiner Heimatstadt so für Freaks rumlaufen…am helllichten Tag! Wie oft begegnen mir Leute, wenn ich die eins zu eins in eine Geschichte schreiben würde, dann käme mir jeder Lektor mit: „Das ist viel zu übertrieben! Unglaubwürdig. So etwas gibt es doch gar nicht.“ Denkste Puppe, gibt es wohl. Nur glauben tut´s keiner.
Was die Namen meiner Protagonisten angeht, ich glaube, da habe ich persönlich die größten Ansprüche. Nichts ist schlimmer, als wenn eine Geschichte durch falsche oder unpassende Namen unglaubwürdig wird. Da kann man als Schriftsteller mehr falsch machen, als man denkt. Auch hier lehne ich manche an echte Lebewesen an. Andere entspringen meiner Fantasie, wenn ich mir die Charaktere so vor Augen halte.

Dass das arme Brandenburg auch von mir eins auf die ländliche Mütze bekommt…da zitiere ich meinen Vater mal: „Das tut mir leid, aber nicht weh.“ Sorry! Aber um Berlin ringsum ist es nun mal sehr ruhig. Vielleicht wirkt es auch stiller und öder als es in Wirklichkeit ist, weil das platte Brandenburg gegen gleich zwei Großstädte, Berlin als beinah überquellende Metropole und Potsdam als belebte Landeshauptstadt, anstinken muss.

Welche Bücher liest du denn gerne?
 Ich lese was ich schreibe: Krimis! Meine Oma hat Krimis gelesen, meine Mutter liest Krimis…scheint irgendwie in den Genen zu liegen.

Du bist Mitglied der „Mörderischen Schwestern“. Wie kam es denn dazu?
Ich Augenblick bin ich eine so genannte „Karteileiche“. Ha…wieder was mit Krimi! Auf die Mörderischen Schwestern stößt man beinah zwangsläufig, wenn man Verbrechen zu Papier bringt. Allerdings musste ich im Lauf der Zeit feststellen, dass so ein Vereinsleben nur mit Frauen nicht so mein Ding ist.

Im Moment weiß ich noch nicht, ob ich irgendwann mal wieder aktiver werde. Aber Frau muss ja nicht alles wissen.

Siehst du dich eher als eine Autorin, die die Leser gerne mit ihrem Humor unterhalten möchte oder eher mit einem Krimi?
Sehr schwere Frage. Wirklich. Meine Kurzgeschichten, insbesondere „Spaghetti Bolognese“ mit der ich den 1. deutschsprachigen Hörbuch-Krimi-Preis gewonnen habe, sind ein ganz anderes Kaliber als „Eene Meene Miste, wie viele rappeln in der Kiste“ und „Kriminalboogie“. Meine beiden bislang veröffentlichten Romane rund um Mara und Pia sind definitiv von der böshumorigen, schrägen Sorte. Die Kurzgeschichten sind dagegen härter, brutaler und ein bisschen Splatter.

Ich glaube, einen ganzen Roman wie einen Thriller zu schreiben, würde mir keinen Spaß machen. Kurze Sachen aber hab ich gern blutig und krank.

Fazit: Ich sage mal sowohl als auch.

Wer steckt eigentlich hinter Ines Eichelbaum? Beschreibe dich selbst einmal.
Ich hoffe, jemand mit Tiefgang und mindestens einer Gehirnwindung mehr als ein Toastbrot!

Was tust du denn, wenn du nicht gerade schreibst?
Ein Spießerleben führen. Ehrlich! Ich koche, putze, wasche, bügle, bepflanze den Balkon und verdiene überwiegend meinen Lebensunterhalt mit den Besuchen von Kindergärten.
In Zusammenarbeit mit der Berliner Stadtreinigung bringe ich den Vorschulkindern der Hauptstadt bei, wie das mit der Mülltrennung so läuft und wie aus Biomüll mit Hilfe von Regenwürmern guter Humus entsteht. Ich bin da so etwas wie die Wurmdomtöse inkl. Krabbeltieren zum Anfassen.

Das finde ich wirklich toll. Für Kinder eine wichtige Erfahrung und sie verstehen dann auch schon, warum eine Mülltrennung wichtig ist. 
Das ist echt super.

Wenn dein Buch verfilmt werden würde, wen würdest du gerne in der Rolle von Pia und Mara sehen?
Junge, frische Gesichter! Nicht so der ständig gebuchte Pool deutscher Mittelklassepromis.
Wenn der Schweighöfer ´ne Frau wäre, dann wäre der vielleicht eine prima Pia! Upps, da muss ich selber lachen.
Dummerweise hat man als Romanautor da meistens gar nix zu sagen. Die Rechte verkloppt der Verlag und man selbst steht da und denkt sich, komisch, im Buch war der doch blond. Warum ist denn das jetzt ein Latino?

Was machst du wenn dein Buch ein Bestseller werden würde?
Ungläubig aus der Wäsche gucken, zweifeln, wie sich das für einen Künstler gehört, und sicher alle Pupstminuten den Medien versichern, dass man dadurch nicht zum Millionär wird.

Wie haben dir denn die Reaktionen bisher auf dein Buch gefallen? Kannst du gut mit Kritik umgehen?
Wer kann denn schon gut mit Kritik umgehen? Ist ja immer eine Missfallensäußerung an der eigenen Person.

Die erste Rezension ging nur wenige Tage nach Veröffentlichung von „Kriminalboogie“ ein und war schlecht! Okay, mir gefällt ja auch nicht alles. Was mich nur maßlos stört ist der Umgang mit dem Nichtgefallen. Wenn die Kritik konstruktiv ist, dann kann man als Autor auch daraus lernen. Wenn es jedoch nur darum geht, den Kritisierten schlecht, klein und kaputt zu machen, dann kotzt mich das maßlos an.

Zum Glück kamen danach zahlreiche andere und die waren positiv.

Es sind aber nicht nur die Leserrezensionen, die einen als Schriftsteller treffen. Verlage, meist die kleineren – so zumindest meine Erfahrung - sind bei ihrer Ablehnung eines Buches oft sehr verletzend und teilweise reichlich unter der Gürtellinie.

Es ist nicht immer einfach als Autor. Ich höre es oft, dass Leser ein Buch beurteilen, obwohl diese es gar nicht wirklich gelesen oder verstanden haben. Aber auch diese Leser muss es geben, um sich dann über positive Rezensionen freuen zu können. 

Bist du  ein spontaner Mensch?
Meine Spontanität nimmt mit zunehmendem Lebensalter immer mehr ab. Schrecklich! Ist wohl meinem Spießerleben geschuldet. 

Ach was, es macht wahrscheinlich eher ne Pause.

Woher nimmst du die Ideen zu deinen Büchern oder wie fallen dir solche witzigen Namen ein?
Da kann ich mich nur noch einmal bei meiner Heimatstadt bedanken. Hier liegt nicht das Geld auf der Straße sondern eine schräge Idee nach der anderen. Danke Berlin, dass du zwar arm aber sexy bist. (Was für ein blöder Spruch. Da hatte Wowereit wirklich keinen goldenen Gedankengang!)

Was liegt dir mehr „Kurzgeschichten“ oder einen kompletten Roman?
Ich schreibe beides ganz gerne. Da kann ich gar keine Vorliebe ausmachen.

Wo siehst du dich in 5 Jahren?
Beim kochen, putzen, waschen, bügeln, Balkon bepflanzen…nee, nur Spaß! Wenn es nach Wunsch geht, dann lautet die Antwort: gesund und munter am Computer mit neuen Protagonisten oder auch den alten.

Ich mach aber mal besser keinen Plan. Hatte mal einen wirklich passenden Spruch dazu gehört: „Willst du Gott lachen sehen, dann mach einen Plan.“ Oder wie der Berliner sagt: „Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.“

Auf jeden Fall bin ich gespannt, was das Leben so für mich bereithält.

Das bin ich auch und jeden Tag voll und ganz genießen. 

Welches Buch hättest du gerne geschrieben?
Kein schon gedrucktes. In meiner virtuellen Schublade liegt noch ein vorskizzierter Roman um einen Schuhmacher, der im Elsass Nutten abmurkst. Das hätte ich gerne schon geschrieben, komme aber irgendwie nicht dazu.

Cool, dass hört sich echt klasse an. Da freu ich mich schon drauf. Auf was für Ideen du kommst. Faszinierend. :)

Wann hast du denn mit Schreiben begonnen und wann stand für dich fest, dass du Autorin werden möchtest?
Ich habe schon in der Schule recht erfolgreich Aufsätze geschrieben. Ja, meine Mitschüler hielten mich das eine oder andere Mal durchaus für eine Streberin. Aber das zählt wohl nicht.
Im Jahr 1985 habe ich bei einem Einstellungstest für die Ausbildung zur Bankkauffrau bei der Berliner Bank kläglich versagt. Der Prüfer meinte nur: „Sie sollten vielleicht auf die Arbeit mit Zahlen verzichten und einen Beruf wählen, der mit Schreiben zu tun hat. Das zumindest können Sie ganz gut.“ War er nicht nett?!

Hat dann aber doch noch lange gebraucht. Als ich für zwei Jahre in Griechenland war, ging es plötzlich los. Irgendwie musste ein Buch aus mir raus. Hab ich auch geschrieben, wollte nur keiner veröffentlichen. Ist sozusagen der erste Teil von Mara und Pia. Na…was nicht ist kann ja noch werden. Sollte ich aber sicher ganz dringend überarbeiten.

Aber den expliziten Wunsch, Autorin zu werden, verspürte ich eigentlich nie.

Beende bitte meine Sätze:

Ich bin glücklich, wenn … keiner mit mir rumstänkert. Und das ist in Berlin echt nicht leicht. Dauernd muss man zurückpöbeln. Ätzend!...Macht aber manchmal auch Spaß. Vielleicht bin ich also auch glücklich, wenn man mit mir rumstänkert.

Ich wollte schon immer gerne … puh! Keine Ahnung. Die Wünsche und Ziele ändern sich ja im Laufe eines Spießerlebens doch von Zeit zu Zeit. Sachen oder Dinge, für die ich in früheren Jahren förmlich gebrannt  habe, haben sich als gar nicht so wichtig herausgestellt.

Berlin ist für mich …meine Heimat, meine Inspiration und mein trüber Tümpel, aus dem ich immer wieder schräge Dinge fische.

Ich mache gerne Urlaub in … Gegenden, wo ich mir was angucken kann. Faul am Strand liegen ödet mich nämlich zu tiefst an.

Danke schön :)

Du darfst nur ein Buch in deinen Urlaubskoffer packen, welches wäre das? 
Ein extra dickes Buch mit Sudoku!

Geschafft, liebe Ines. Du bist erlöst. Ich hoffe, dass es dir genauso Freude gemacht hat wie mir.
Es war sehr erfrischend mit dir. Du bist eine sehr interessante Persönlichkeit.

Wer noch mehr über Ines Eichelbaum und ihre tollen Bücher erfahren möchte kann dies über folgende Links:


So ihr Lieben da draußen. Ich hoffe, ihr wurdet genauso gut unterhalten wie ich.
Ich wünsche euch noch einen schönen Sonntag und dir liebe Ines einen guten Nachhauseweg.
Vielleicht darf ich dich ja irgendwann noch einmal mit einem anderen Buch hier begrüßen.

Eure Beate 



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