Hallo ihr Lieben,
zunächst möchte ich euch allen einen schönen 1. Advent wünschen. Ich darf heute Jane Luc bei mir als Gast begrüßen und freu mich sehr darauf, was sie uns über ihre Boston Police Reihe zuberichten hat.
Ich habe ich uns zur passenden Jahreszeit einen Punsch
gemacht. Es gibt aber auch Kaffee oder was immer Du möchtest.
Heute am 1. Advent gibt es natürlich auch traditionell
Weihnachtsgebäck bei mir. Ich habe Spritzgebäck, Vanillekipferl und Elisenlebkuchen anzubieten.
Meine selbstgemachten Marzipankartoffeln sind auch sehr lecker. Greif zu.
Hmm, lecker. Ich nehme einen Punsch. Eigentlich bin ich ein
Kaffeejunkie, aber seit ich neulich den Kräuterpunsch meiner Autorenkollegin
Dagmar Helene Schlanstedt probiert habe, komme ich von dem Zeug gar nicht mehr
los.
Im Juli erschien Dein Debütroman „Boston Police 1 - Flirt mit dem Tod“. Was hat sich seit dem in
Deinem Leben verändert?
Alles und nichts – würde ich sagen. Einerseits läuft mein
Leben weiter wie zuvor. Meine Arbeit, meine Kollegen, meine Familie und Freunde
haben den gleichen Anspruch auf meine Aufmerksamkeit wie zuvor (auch wenn ich
ehrlich gestehen muss, dass der eine oder andere in letzter Zeit tatsächlich
ein wenig zu kurz kam).
Aber ich bin auch in eine Art Paralleluniversum
geschlittert, das ich mir nie hätte vorstellen können. Die Welt der
Schriftstellerei ist eine ganz eigene, voll von spannenden Menschen,
Geschichten und Projekten. Ich habe in den letzten Monaten unglaublich viel
Neues gelernt und mich persönlich sehr weiterentwickelt. Das motiviert und
macht Lust auf viel viel mehr.
Die größter Herausforderung ist im Moment, die „alte“ und
die „neue“ Welt miteinander in Einklang zu bringen.
Warum spielt Deine Serie in Boston und nicht in Deutschland?
Ich persönlich mag sehr gerne Orte, die in Amerika spielen.
Für die Wahl meines Schauplatzes gibt es hauptsächlich zwei
Gründe. Der erste – und sicher auch wichtigste – ist meine Liebe zum
„Ladythriller“ an sich, der ja meist in den Staaten spielt. Ich möchte nur die
Art von Geschichte erzählen, die ich selbst am liebsten lese. Also habe ich
grundsätzlich schon einmal in diese Richtung tendiert.
Der zweite Grund ist mein Beruf. Als Polizeibeamtin weiß ich
ziemlich genau, wie eine Todesermittlung aussieht. Glaub mir, die Realität hat
nichts mit einem Thriller zu tun. Du wirst kaum einen Film oder Roman finden,
in dem die Polizeiarbeit wirklich realistisch dargestellt wird. Das ist auch
gar nicht möglich, weil sie für einen Zuschauer oder Leser einfach nur
stinklangweilig wäre.
Ich habe mich entschieden, meine Geschichte in Boston
spielen zu lassen und ein wenig großzügiger mit der Polizeiarbeit umzugehen.
Dominic und Elena dürfen sich den einen oder anderen Ermittlungsschritt
erlauben, den ich ihnen nie zugestehen würde, wenn die Handlung in Deutschland
spielte.
Deine Hauptprotagonisten sind sehr unterschiedlich, in Bezug
auf Ihren Charakter? War das von Anfang an Dein Gedanke oder kam dieser erst
mit der Zeit?
Die Charaktere meiner Protagonisten habe ich entwickelt,
bevor der Roman entstand. Es war mir wichtig, sehr unterschiedliche
Persönlichkeiten entstehen zu lassen. Die Geschichte lebt schließlich nicht nur
von der Mordermittlung, sondern auch von den zwischenmenschlichen Aspekten.
Wenn sich die Protagonisten aneinander aufreiben, erzeugt das eine Art von
Spannung, die ich persönlich sehr mag und interessant finde. Nichtsdestotrotz
haben Ellie und Dom im Laufe der Zeit noch die eine oder andere Macke entwickelt,
ohne mich zu fragen.
Ich mochte von Anfang an Dominic. Er war hartnäckig, stur
und hatte trotzallem ein weicher Kern. Erzähl uns mal bitte, wie Dom in Deiner
Fantasie entstanden ist und auf die eher zielstrebige und zurückhaltende Elena
reagiert hat?
Gute Frage. Ich glaube, Dom hat sich einfach so in meine
Gedanken geschlichen und verlangt, dass ich seine – zum Teil ja sehr intime und
tragische – Geschichte erzähle. Alles in allem ist Dominic der Typ Mann, den
die meisten Mädchen zum Anbeißen finden. Würden wir nicht alle gern in diese
laserblauen Augen blicken, ihn in die Arme nehmen und ihm über die schlimmsten
Zeiten seines Lebens hinweghelfen?
Elena irritiert ihn
unheimlich, denn sie ist ihm nicht egal. Dieses Gefühl, dass er seit
gefühlten Jahrmillionen nicht mehr hatte, überfordert ihn. Es macht ihn
verletzlich – und das ist etwas, was er auf keinen Fall möchte. Also wählt er –
ganz Mann – die Holzhammermethode: Wenn ich sie aus meinem Leben vertreibe,
habe ich wieder meine Ruhe und alles ist gut. Blöd nur, dass er die Rechnung
ohne seine hartnäckige, zielstrebige Partnerin gemacht hat.
Ich hatte mal erwähnt, dass Dein Schreibstil, mich an Karen
Rose erinnert. Und zwar aus diesem Grund: Du hast während des Schreibens immer
das Geschehen geändert, einmal aus Sicht von Elena und dann die gleiche
Situation aus Doms Sicht. Das macht Karen Rose auch und ich finde es gut, da
man dann auch nachvollziehen kann, warum der Protagonist so reagiert. Kam das
während des Schreibens oder hattest Du das von Anfang an eingeplant?
Es gibt verschiedene Arten, eine Geschichte zu erzählen.
Manchmal ist es spannend, dem Leser die Details zu überlassen, sodass sie sich
das Geschehen selbst ausmalen können. Ich schaue aber gern in Köpfe, analysiere
und bewerte. Ich mag es, zu wissen, was ein Protagonist denkt. Ich liebe die
Missverständnisse, die dadurch entstehen, wenn man die Dinge nicht ausspricht.
Es war von Beginn an mein Ziel, dem Leser die Möglichkeit zu geben, sich in
alle Beteiligten hineinzuversetzen.
Und natürlich bin ich selbst ein großer Karen Rose Fan. Die
Art von Thriller, die sie, Lara Griffin, Sandra Brown und viele andere
schreiben, gehört zu meiner Lieblingslektüre – und ich möchte ja nicht den
großen deutschen Roman schreiben, sondern Geschichten erzählen, wie ich sie
selbst am liebsten lese.
Man erfährt ja relativ früh wer hinter den brutalen Taten
steckt, was aber der Geschichte die Spannung nicht nimmt, da man gut
nachvollziehen konnte, welche Beweggründe der Mörder hat. Er hatte es ja auf
Dominic abgesehen und immer wieder in seiner Vergangenheit herum gegraben. Wie kommt man auf diese Idee den Mörder so
früh zu nennen und zu sehen, wie er versucht Dom systematisch zuFall zu
bringen?
Ich könnte es mir leicht machen und sagen: Daran ist meine
Lektorin schuld. Aber ganz so einfach ist es natürlich nicht. In meinem
ursprünglichen Manuskript wurde der Mörder erst am Schluss enttarnt. Meine
Lektorin riet mir zu einigen Änderungen. So entstand die zweite Version. Dieses Konzept war mir selbst auch
völlig neu. Es ist erstaunlich spannend, den Ermittlern immer einen Schritt
voraus zu sein – und sorgt für so manchen „Gänsehaut-Moment“.
Elena schleicht sich ja nach und nach in Dominics Herz und
wird auch von seiner Familie sofort aufgenommen. Wie wichtig war es Dir, dass
Dominic in Deinem Roman eine so liebevolle Familie hat?
Ein Ermittler existiert auch jenseits seines Falls. Wenn man
die Geschichte eines Menschen erzählen möchte, gehören auch sein Haus und sein
persönliches Umfeld dazu. Dominics Familie ist ihm sehr wichtig. Sie ist sein
Ruhepol, seine Rückfallebene, sein Halt. Er braucht seine Verwandten, weil er
weiß, dass sie immer für ihn da sein werden – auch wenn sie ihm manchmal auf den
Keks gehen. Einen so wichtigen Teil seines Lebens konnte und wollte ich in der
Geschichte nicht ausblenden und es hat Spaß gemacht, von ihnen zu erzählen. Ich
mag Dominics Familie sehr. Besonders seinen frechen, jüngeren Bruder Geno habe
ich ins Herz geschlossen … wer weiß, vielleicht bekommt er irgendwann sogar
seine eigene Geschichte.
Am Ende des Romans gibt es richtig schlimme Szenen, die im
Grunde auch auf einen zweiten Teil schließen lässt. Schade, das wir bis
Januar warten müssen. Hast Du in der Zwischenzeit andere Projekte oder
schreibst Du fleißig an der Boston Police Reihe?
Stimmt, es wird einen zweiten Teil geben, der im Januar
erscheint und „Tödliches Versprechen“ heißt. Meine Arbeiten an diesem Buch, in
dem wir auch Dom und Ellie wiederbegegnen werden habe ich bereits
abgeschlossen. Jetzt warte ich auf das Lektorat – und dann bin ich gespannt,
was die Leser sagen werden.
Inzwischen habe ich mich unter dem Pseudonym Joanne St.
Lucas meiner zweiten Leidenschaft – den Liebesromanen – gewidmet. Ich habe die
kleine Bergstadt Lake Anna erfunden und erzähle in einer eigenen Reihe die
Geschichte der Bennett-Brüder. Der erste Roman „Flucht des Herzens“ erscheint
im Februar im bookshouse-Verlag, der auch meine Boston-Police-Reihe
veröffentlicht.
Welches Gefühl war es endlich einen Verlag gefunden zuhaben
und dann Schluss endlich Dein Buch in den Händen zu halten?
Das kann ich gar nicht beschreiben. Viel zu viele Emotionen
treffen da aufeinander. Und um ehrlich zu sein, es dauert ganz ganz lange, bis
man das überhaupt versteht. Erst wenn man das Buch in den Händen hält und am
Papier schnuppern kann, beginnt man zu begreifen. Auch nach einem halben Jahr
ist das Ganze noch nicht wirklich real.
Aber das Gefühl ist gut. Hoffentlich hält es noch lange an.
Gibt es einen regelmäßigen Ablauf wie Du arbeitest? Hast Du
denn noch einen Brotjob? Arbeitest Du noch in dem eigentlichen Beruf seit der
Veröffentlichung Deines Buches?
Ich muss das Schreiben mit meinem Job als Polizistin unter
einen Hut bringen. Es ist ein Hobby und so betrachte ich es auch. Ein
Fussballer geht zum Training und zum Spiel. Nach diesem Prinzip setze ich mir
feste Termine. Zwei Abende in der Woche gehören meinen Geschichten und am
Wochenende mache ich so viel ich mag.
Bis man vom Schreiben leben kann, muss sehr viel passieren.
Abgesehen davon bin ich mit Leib und Seele Polizistin – und werde es wohl auch
immer sein.
Ich weiß, dass ich diese Frage ziemlich oft stelle, aber
mich würde interessieren, welche Schauspieler Du für Elena und Dom wählen
würdest?
Dom würde ich von Ryan Reynolds spielen lassen … ähm, Ryan,
falls du das liest: Ruf mich an!
Für Ellie würde ich eine Schauspielerin wählen, die NOCH
NICHT berühmt ist. Meine Kollegin Sally, die in ihrer Freizeit im „Theater
unter den Kuppeln“ in Leinfeldenganz fantastisch als Musicaldarstellerin und
Schauspielerin spielt. Sie trifft Ellie nicht nur optisch perfekt, ich bin mir
sicher, sie könnte sie auch super verkörpern – und Ryan hätte sicher auch seine
Freude daran, mit ihr zu drehen!
Würdest Du gerne in Deinen Roman springen und Deine Ideen
selbst zu erleben? Im Grunde erlebst Du sie ja schon, aber Boston, wäre ja doch
mal schön, oder?
Ich habe Ellie und Dom schon ziemlich oft bei ihren
Ermittlungen begleitet, aber natürlich würde ich gern mal ins Buch springen und
dabei sein. Genau das macht ein gutes Buch aus.
Aber weil das nicht so einfach ist, fliege ich nächstes Jahr
auf jeden Fall erst mal nach Boston. Mal sehen, wie Ellies und Doms Kollegen so
sind.
Ich danke Dir Jane, dass Du mir Rede und Antwort gestanden
hast. Ich hoffe, dass Dir meine Fragen gefallen haben und Du Dich bei mir
wohlgefühlt hast?
Vielen Dank für die Einladung, liebe Beate. Es hat Spaß
gemacht, mit dir zu plaudern – und der Punsch war super lecker. Darf ich noch
einen Vanillekipferl mit auf den Heimweg nehmen? Na klar doch, gerne!
Ich wünsche Dir für Deine Zukunft noch viele erfolgreiche
Bücher und das Du immer gesund bleibst.
Erfüll Deine Träume und bleib wie Du bist.
So ihr Lieben, falls ihr noch mehr über Jane Luc und ihre anderen Pseudonymen erfahren wollt, könnt ihr das auf ihrer Homepage. Sie hat natürlich auch eine Facebook Seite und bei bookshouse könnt ihr in die neuen Projekte hineinschnuppern.
Ich wünsche euch allen noch einen schönen Sonntag!
Eure Beate
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