Interview/Gundel Limberg aka B. C. Bolt (bookshouse)

Hallo ihr Lieben,

es ist schon wieder Sonntag. Wie schnell die Woche doch verging, aber meine Grippe möchte noch etwas länger verweilen. Daher hoffe ich, dass ich meinen heutigen Gast bloß nicht anstecken werde.
Ich darf heute Gundel Limberg aka B. C. Bolt bei mir begrüßen.

Hallo liebe Gundel,
nimm doch Platz. Du hast das Sofa ganz allein für dich und werde es mir auf dem Sessel bequem machen.
Obwohl ich sehr angeschlagen bin, habe ich mir trotzdem die Mühe gemacht und einen Kuchen gebacken. Es ist zwar nur ein Marmorkuchen, aber besser als gar keinen.

Na dann liebe Gundel, hier hast du deinen Kaffee mit Milch und Zucker, so wie du in magst. ;)
Vielleicht sollten wir direkt beginnen und die Leser nicht länger warten lassen.

Sofort, wenn ich diesen leckeren Kuchen vom Teller geputzt habe. Die Nussglasur ist delikat. So, ein Schlückchen Kaffee – übrigens ohne Zucker – und jetzt bin ich bereit!

Du setzt dich sehr für Kinder mit Lernschwächen ein, das sich wahrscheinlich durch deinen Beruf, Sozialpädagogin, ergibt.
Ich habe gelesen, dass du das mit sehr viel Hingabe und Leidenschaft machst.
Was bedeutet dir dein Beruf?
Sozialpädagogin stimmt so ziemlich – ich habe Bildungswissenschaft studiert (und Literaturwissenschaft),  was den Fokus eben mehr auf die Bildung verschiebt J - und ich werde mein Leben lang davon fasziniert sein, wie Menschen sich entwickeln und wie sie lernen. Und vermutlich werde ich Anlass haben, mich ebenso lang zu ärgern, weil wir so viele Chancen für Kinder verschenken. Für mich bedeutet mein Beruf, Kindern zu helfen, Entwicklungstüren zu öffnen, und Erwachsenen zu zeigen, dass in so vielen Kindern so viel steckt, das sich entfalten will.

Du bist eine sehr begabte Frau. Hast viele Dinge in deinem Leben gelernt und ein großartiges Studium absolviert.
Wie kommt man darauf Schriftstellerin zu werden? War das neben deinem Brotjob schon immer ein Wunsch oder ergab sich dies mit der Zeit?
Huhuu, don´t flatter me!
Ich habe geschrieben, ehe ich je einen Job hatte und werde schreiben, wenn ich das offizielle Berufsleben an den Nagel gehängt haben sollte (bis 67 heißt es ja für mich mindestens). Bücher sind parallele Welten und ich weigere mich, nur in der einen zu leben, die wir Realität nennen. Also lese ich und schreibe ich. Schreiben bedeutet bei mir, dabei 3D-Kino meiner Handlung zu sehen und zu erleben. Mit Zoomfunktion und allem. Wäre schade, das aufzugeben. ;-)
  
Als B. C. Bolt hattest du schon früh mit dem Schreiben begonnen. Science Fiction scheint dir zu liegen, da du auch unter Gundel Limberg Science Fiction schreibst.
Ich liebe SF. Einige der schönsten Leseerlebnisse waren SF. Und „Der Mann von drüben“ hat mich zu einer ewigen Krimischreiberin gemacht – ein SF! Also vereine ich das. Mich fasziniert Astrophysik, aber ich schreibe über Gesellschaften, darüber, wie wir hassen, lieben, vernichten und gestalten. SF gibt mir die Freiheit, zu erforschen, was passiert, wenn bestimmte Dinge tabuisiert sind, oder man etwas jenseits von bekannten Regierungsformen erfindet … jemand hat mal gesagt: egal, ob wir es Aliens nennen – wir schreiben immer nur über eins: Menschen. Über Gut und Böse und das dazwischen.

Wie vereinbart man History, Science Fiction, historische Romane und Krimis unter einem Hut? War das der Grund für B. C. Bolt?
Ja, manche wundern sich ja über die Pseudonyme. Aber wer „Intrigenküche“ gelesen hat, der ist wahrscheinlich amüsiert und möchte das wieder erleben. Wenn er nun „Luzid“ zur Hand nimmt, wo es um 7 Jahre Weltkrieg geht, dann könnte er oder sie sich doch irgendwie enttäuscht fühlen. Und umgekehrt. Meine Stammleser irritiert das nicht. Aber wer mich noch nicht kennt, möchte doch sicher in etwa wissen, was da auf ihn zu kommt. Deshalb klare Teilung: Gundel Limberg = Phantastik. B. C. Bolt = SF, ob lustig oder klassisch und dazu witzige Fantasy. Und Ann-Merit Blum = Romantasy im 19. Jahrhundert.  Da finden alle ein Buch, das ihnen gefallen könnte.

Leider kam ich noch nicht dazu dein Buch „Intrigenküche – Agenten der Galaxis“ zu lesen. Hab mir aber eine Kostprobe
deiner Leseprobe gegönnt.
Wie kamst du ausgerechnet auf die Idee, dass deine Protagonisten in einer Küche landen nach ihrer Flucht?
Hihi, das war eben das Unerwartete. Und ich beschäftige mich viel mit leckeren Sachen, das bescheinigt man mir J Für mich eine Gelegenheit, einer gute Küche die Stange zu halten. Und den Doppelsinn von „Intrigenküche“ richtig auszukosten. Ich mag es, wenn es rund geht.

Wie lange hast du denn an diesem Werk gearbeitet und hattest du sofort Erfolg bei der Verlagssuche?
„Intrigenküche – Agenten der Galaxis“ ist auch mit Humor versehen. War das von Anfang an so gedacht oder ergab sich das während des Schreibens?
Das Buch war schnell geschrieben, aber nicht ebenso schnell überarbeitet. Da es Crossover ist, hatte ich gar keine Hoffnung, einen Verlag zu finden, aber gleich die erste Einreichung war ein Treffer. Dass Bookshouse in Sachen Genre-Mix experimentierfreudig ist, finde ich toll.
Der Humor war Programm. Ich schreibe gerne mit Humor und selbst in „Luzid“ ist einiges an Situationskomik und Parodie. Beispielsweise wird da der Völkerbund böse durch den Kakao gezogen. Bei „Intrigenküche“ hagelt es nur so parodistische Elemente: Geheimdienste, Starköche, Militärs und Hochadel – alle bekommen ihr Fett weg. Das macht Spaß. Das habe ich auf der jüngsten Lesung wieder gemerkt. Es ist einfach toll, wenn nach jedem dritten Satz gekichert wird.

Arbeitest du derzeit an einem weiteren Werk als B. C. Bolt oder eher als Gundel Limberg?
Alles simultan. Im August ist „Drachenmord“ fertig – ein frecher Fantasy mit einem selbstironischen Ich-Erzähler. Da wird jede Menge an Fantasy-Elementen auf die Schippe genommen. Wer sich auf den zweiten Teil des Hobbit-Films freut, wird so mache augenzwinkernde Anspielung  finden.  Als waschechter Tolkienfan konnte ich es nicht lassen, mich an meinem großen Vorbild abzuarbeiten. Gleichzeitig überarbeite ich einen alles andere als lustigen Thriller. Und dann muss „Meleon II“ fertig werden. Darauf warten ganz viele Leserinnen, die noch gar nicht wissen, was für eine hinreißende Illustration von Tanja Meurer das Buch abrunden wird.

Was liegt dir mehr? Humorvoller Krimi oder historische Bücher?
Beides, beides. Ich lese ja auch beides. Aber bei historischen Büchern verlange ich von mir und anderen mehr als nur Unterhaltung. Also macht es auch mehr Arbeit. Recherche reicht nicht. Die Menschen von früher waren wie wir – und ganz anders. Leser wollen das erleben. Das hinzukriegen ist eine höhere Kunst, die nicht immer gelingt.

Welches Genre liest du überhaupt?
Sach- und Fachbuch, Fantasy, SF, Krimi, gute Thriller, historische Romane (eher keine, deren Titel auf ---„in“ endet J), Phantastik und viel Klassiker, von Jules Verne bis Eco.

Würdest du gerne in einer anderen Galaxis leben wollen?
Habe ich das nicht schon getan? Falls nicht: wenn ich die Wahl habe, jedenfalls: ja! Irgendwo muss es ja intelligentes Leben geben. Ich würde es gerne sehen.

Deine Namenswahl ist sehr interessant. Wie kommt man auf diese Namen des Kaisers beispielsweise?
Ich brauchte etwas, das bedeutsam klingt, also habe ich altgriechische Gottheit und altägyptische Endung kombiniert: Thanaton. Die Namen in den SF beruhen bei mir darauf, dass wir uns ja fortentwickeln, ohne unsere Wurzeln zu verlieren, daher gibt es da auch türkische, amerikanische, japanische und deutsche Namen zwischen Anleihen aus der Antike und Verschmelzungen. So entstanden ja auch unsere heutigen Namen – man schleift sie aus alten Formen ab, kürzt sie, spricht sie anders aus … Rekombination. Der eine Protagonist heißt Adrian – ganz vertraut – der andere Minkas. Nicht so vertraut.
  
Ich bewundere Menschen mit Fantasie. Das habe ich schon mehrmals erwähnt. Woher kommt deine Fantasie?
Vom Lesen J Und vom Mond in den Fischen im Geburtshoroskop. J Und daher, dass ich nur bis 2004 einen Fernseher hatte. Was gab es früher tolle Filme. Überwiegend früher.

Gibt es für dich einen gewissen Plan, wann du schreibst oder gehst du eher danach vor, wenn dich die Muse packt?
Wer Verlagsverträge hat, muss die Muse oft auf Knien anflehen, nicht gerade jetzt in Urlaub zu fahren. Aber wo es geht, schreibe ich nach Lust und Laune.

Noch eine Frage zu Luzid. Wenn ich das Cover betrachte, hat es etwas Beängstigendes. Ich habe zuerst an Luzifer gedacht, frag nicht warum. Aber irgendwie war es unheimlich.
Dass es sich um einen Mann handelt, den man wegen seiner Träume festhält fand ich schon sehr interessant.
Wieder die gleiche Frage. Wie kommt man auf solch eine Idee und warum spielt der Roman im Krieg?
Oh. Ich habe selbst luzides Träumen gelernt. Da weiß man zeitweise, dass man träumt und kann aktiv die Handlung beeinflussen. Darüber wollte ich schreiben. Und zack: Benjamin, der Protagonist war fix und fertig da zusammen mit einem Einstieg, der nicht grundlos auf Kafka Bezug nimmt. Dann der 2. Weltkrieg. Meine Eltern haben da viel erzählt, wofür ich sehr dankbar bin. Und wieder Träume: als Kleinkind träumte ich von einem Lager mit Stacheldraht und Scheinwerfern. Ich hatte solche Angst und konnte darüber nicht reden. Warum träumt eine 5jährige sowas? Keine Ahnung. Aber das musste raus. Und als es soweit war, kam Benjamins ganzes Kriegserleben in einem Rutsch in rund acht Monaten fieberhaften Schreibens heraus. Vollkommen phantastisch und doch historisch korrekt bis auf die Traumforschung der Nazis, die es so nicht gab. Das ist wirklich ein extremes Kontrastprogramm zu „Intrigenküche“. Da ist es schon richtig, wenn das Cover unheimlich rüberkommt.

So liebe Gundel, du bist erlöst. ;) Ich hoffe sehr, dass es dir hier gefallen hat und meine Fragen gut angekommen sind.
Danke, das war vielfach unerwartet und das mag ich sehr.

Ihr lieben da draußen. Ich hoffe, dass es euch genauso viel Freude bereitet hat wie mir.
Ich wünsche euch noch einen schönen Sonntag und dir liebe Gundel danke ich für deinen Besuch. Mögen noch viele Fantasien deine Bücher schmücken.
Alles Liebe und Gute wünsche ich dir.

Ich dir auch, gute Besserung und ich hoffe, dir stehen im Leben noch viele tolle Leseabenteuer bevor!

Wer jetzt neugierig auf Gundel Limberg oder B. C. Bolt geworden ist, kann die untenstehenden Links anklicken und mehr über "beide" erfahren ;):

Eure Beate 

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