Hey ihr Lieben,
Blick ins Buch Teil 1 kann beginnen:
[...]Der Barkeeper stellt ein Glas mit Whisky vor mir ab, nickt mir zu und verschwindet. Der fünfte Drink oder der neunte? Ich weiß es nicht und will es auch nicht wissen. Denn ich bin nicht zum Zählen hier, sondern zum Vergessen. Ich hebe das Glas an meine Lippen, bevor ich in Gedanken zu dem Grund komme, warum ich mit einem einzigen Koffer und ohne Rückfahrkarte nach Chicago gekommen bin. In eine Stadt, die ich nicht kenne und auch nicht kennenlernen will. Der Whisky rinnt warm und brennend meine Kehle hinab. Er lindert die Wut in meiner Brust nicht, aber ein wenig meinen Schmerz. »Hallo Darling.«
Eine Brünette schiebt sich neben mich. Ihre Locken fallen ihr weich auf die Schultern und betonen den karamellfarbenen Ton ihrer Haut. Sie ist ein paar Jahre älter als ich, vielleicht dreißig. Aber das ist eine grobe Schätzung, denn in dem dämmrigen Licht, das von der Decke hinabscheint, wirkt alles um mich herum ein wenig konturlos. Dennoch bemerke ich, dass diese Schönheit in dieser dunklen Bar mit belanglosem Namen nichts zu suchen hat. Die funkelnden Steine in ihrem Collier sind lupenreine Diamanten. Ihr Kleid aus hellblauer chinesischer Seide stammt definitiv nicht von eBay. Es ist handgefertigt und zeichnet ihre üppigen Rundungen so gekonnt nach, wie es nur eine zweite Haut könnte. Alles an ihr, sie eingeschlossen, strahlt Reichtum aus, der sich wahrscheinlich seit langer Zeit in Familienbesitz befindet. »Hast du dich verlaufen?«, frage ich und schiebe dem Barkeeper mein leeres Glas zu. Er füllt es nach und starrt dabei zu der Brünetten. Offensichtlich habe ich recht. Solche Frauen verirren sich selten in dieses Lokal, das sich gleich neben dieser Perversion von einem Hotel befindet, in dem ich abgestiegen bin. »Ich habe dich hier hineingehen sehen«, erwidert sie und beugt sich zu mir. Langsam, sodass mein Blick unweigerlich in ihren tiefen Ausschnitt fallen muss. Schwarze Spitze auf weich aussehender Haut, die ein Ziehen durch meinen Sch... schickt. Sie ist heiß. Megaheiß, um genau zu sein. »Ich musste dir einfach folgen«, fügt sie an. Ich verziehe meine Lippen zu einem nichtssagenden Lächeln. Vor einem Jahr passte ich noch zu ihrer Kragenweite, beziehungsweise die Höhe meines Kontos tat das. Jetzt nehme ich ihr die Worte nicht ab. »Um was zu tun?«, frage ich direkt. Nach neun oder zehn Whiskys fehlt mir die Lust zum Spielen. »Du brauchst Hilfe.« Ihre Brüste streifen meinen Arm. Eine Geste, die kaum misszuverstehen ist, auch wenn es einige Jahre her ist, dass ich auf Jagd gegangen bin. »Und du möchtest mir diese geben?«, will ich wissen. Kennt sie mich? Sie sieht eigentlich nicht aus, als würde sie einen Blick in Boulevardzeitungen werfen. Auch nicht, als hinge sie den Nachmittag über vor dem Fernseher herum, um MTV zu gucken. Es gibt sicher kaum einen Amerikaner unter fünfunddreißig, der den Namen Sarah McLean noch nicht gehört hat. Zu ihrem achtzehnten Geburtstag hat sie die Castingshow American Idol gewonnen und ist rasch zum neuen Supersternchen aufgestiegen. Vor allem wegen des Videos zu ihrem Song. Tief atme ich an dem beschissenen Schmerz in meiner Brust vorbei. Wegen mir. Im ersten Monat nach Ausstrahlung des Videos habe ich über dreihundert Heiratsanträge bekommen. Danach habe ich sie nicht mehr gezählt. »Das habe ich vor.« Mit den paar Worten reißt mich die Brünette aus meinen Gedanken und lenkt meine Aufmerksamkeit auf unser Gespräch. »Ach wirklich?« Ja, ich beherrsche Zynismus. Seit sechs Monaten sogar perfekt. Im Hinblick auf meine Scheidung bin ich mir sicher, dass ich nur auf die Weise mein Gesicht wahren konnte. Ihre Lippen streifen mein Ohr. »Wirklich.« Ich kann es nicht ändern, dass meine Augenbrauen in die Höhe wandern. Der Haken bei dieser Sache liegt deutlich in der Luft. Und in ihren braunen Augen, als sie sich zurücklehnt. Denn sie lassen nicht eine Spur von einem Bambiblick erkennen. Diese Frau mochte aussehen wie der zu Fleisch gewordene Traum eines Mannes, doch sie denkt garantiert nicht daran, der Heilsarmee beizutreten. Fragt sich nur, was sie von mir will. Seit meiner Scheidung habe ich ihr nichts mehr zu bieten. Ihre manikürten Finger landen auf meinem Oberschenkel und gleiten höher. Dabei senken sich ihre Wimpern ein Stück, und ihre Zunge benetzt ihre volle Unterlippe. Eine Mimik, die verrucht wirkt, aber auch eine Spur einstudiert. »Hast du ein Kondom dabei?«, fragt sie, während ihr Blick über das spaziert, was mein T-Shirt nicht oder nur teilweise verbirgt. [....]
Später erscheint dann auch direkt der zweite Leseschnipsel. Das Warten lohnt sich. 😊
Kommentare
Kommentar veröffentlichen